Lexikon der Biologie: Knochenfische
Knochenfische, Osteichthyes, größte Klasse der Wirbeltiere mit ca. 480 Familien, 4100 Gattungen und knapp 24.000 Arten, von denen etwa 10.000 Arten reine Süßwasserfische sind. Die 8 größten Familien mit jeweils über 400 Arten enthalten allein 34% aller Knochenfischarten. Es sind dies in abnehmender Reihenfolge ihrer Größe: Weißfische(Cyprinidae), Grundeln(Gobiidae), Buntbarsche(Cichlidae), Salmler(Characidae), Harnischwelse(Loricariidae), Lippfische(Labridae), Plattschmerlen(Balitoridae) und Sägebarsche(Serranidae). Im Gegensatz zur sonstigen Verteilung sind davon 2/3 Süßwasserarten. Andererseits bestehen 67 Familien aus nur 1 Art. – Neben den gemeinsamen Merkmalen der Fische haben Knochenfische ein weitgehend bis völlig verknöchertes Skelett, Kiefer aus mehreren Knochen, knöcherne Kiemendeckel, welche die kammförmigen, an Kiemenbögen ansetzenden Kiemen höhlenartig einschließen (Atmungsorgane, Farbtafel), knöcherne Schuppen und oft eine Schwimmblase als hydrostatisches Organ. Die rezenten Knochenfische werden in 3 (bzw. 2, s.u.) Unterklassen unterteilt, deren Vertreter bereits im Erdaltertum auftraten. Weitaus umfangreichste Unterklasse bilden die Strahlenflosser (Actinopterygii, Acanthopterygii), die mit Ausnahme der Flösselhechte die paarigen Flossen als Ichthyopterygium ausgebildet haben und denen innere Nasenöffnungen fehlen (mit Ausnahme der Himmelsgucker). Sie werden aufgrund unterschiedlicher Entwicklungslinien in 3 Infraklassen untergliedert: Knorpelganoiden (Chondrostei), Knochenganoiden (Holostei) und Eigentliche Knochenfische (Teleostei). Die Chondrostei mit 2 rezenten Ordnungen Flösselhechtverwandte und Störe haben ein nur teilweise verknöchertes Skelett, (wenn vorhanden) Ganoidschuppen, jedoch oft einen nackten oder mit Knochenplatten bedeckten Körper; nur Arten der ausgestorbenen Ordnung Palaeonisciformes hatten ein knöchernes Achsenskelett. Bei Knochenganoiden ist der Schädel stark verknöchert; sie besitzen eine knöcherne Kehlplatte, Ganoidschuppen und eine unpaare, dorsale Schwimmblase mit Lungenfunktion; mehreren ausgestorbenen Ordnungen stehen nur 2 rezente Ordnungen gegenüber: die Knochenhechte (Semionotiformes, früher Lepisosteiformes) mit rhombischen Ganoidschuppen und verknöcherter Wirbelsäule, einzige Familie Knochenhechte i.e.S., und die Kahlhechte oder Rundschmelzschupper (Amiiformes) mit runden Ganoidschuppen und wenig verknöchertem Achsenskelett; einzige rezente Art ist der Schlammfisch. – Die Eigentlichen Knochenfische (Teleostei) haben sich im Mesozoikum aus den Knochenganoiden entwickelt; sie sind die erfolgreichste Fischgruppe mit vielen Ordnungen ( vgl. Tab. ), fast allen Knochenfischarten (bis auf 51 Arten) und haben sich an nahezu alle Lebensräume der Meere und der Süßgewässer angepaßt. Sie sind gekennzeichnet: durch ein völlig verknöchertes Skelett, amphicoele Wirbel, Fleischgräten in der Muskulatur, eine meist vorhandene unpaare Schwimmblase, die durch Anpassung ihres Gasgehalts ein Schweben im Wasser ohne Muskelarbeit ermöglicht, durch Ablösung einiger Schädelknochen und die (damit erreichte) größere Beweglichkeit des Oberkiefers und des Mundes sowie durch die Ausbildung kleiner, knöcherner Elasmoidschuppen in Form von Cycloid- oder Ctenoidschuppen. (Weitere Merkmale zur Morphologie, Fortpflanzung und Ökologie sowie zu ihrer wirtschaftlichen Bedeutung: Fische.). – Die Einordnung der Eigentlichen Knochenfische in ein allgemein anerkanntes System ist noch nicht für alle Gruppen abgeschlossen; dementsprechend stellen die in der Tab. angeführten Ordnungen nur eine bestimmte Systemvorstellung dar. Die beiden weiteren Unterklassen der Knochenfische bilden die Quastenflosser(Crossopterygii) und Lungenfische(Dipnoi); doch da sie teilweise innere Nasenöffnungen (Choanen) und die muskulöse Flossenbasis gemeinsam haben und diese als korrelierende und homologe Merkmale angesehen werden, faßt man die Quastenflosser und Lungenfische oft auch in der Unterklasse Fleischflosser(Sarcopterygii) zusammen, in der sie dann als Ordnungen geführt werden. – Auch das Taxon Knochenganoiden (Holostei) steht neuerdings zur Diskussion, denn eingehende Skelettvergleiche lassen auf eine nähere Verwandtschaft der Kahlhechte mit den Teleostei als zu den Knochenhechten schließen; unter Berücksichtigung dieser Befunde wird die Bezeichnung Knochenganoiden fallengelassen, und die beiden Ordnungen Knochenhechte und Kahlhechte werden als Großgruppen Ginglymodi und Halecostomi den Eigentlichen Knochenfischen (Teleostei) gegenübergestellt. Arterienbogen (Abb.), Fische (Bauplan) , Darm , Konvergenz , Wirbeltiere I–II.
T.J.
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