Lexikon der Biologie: Knöterich
Knöterichm, Polygonum, Gattung der Knöterichgewächse (Knöterichartige) mit etwa 150 Arten in den nördlich-gemäßigten Regionen. Meist einjährige Kräuter oder Stauden mit lanzettlichen bis herzförmigen Blättern und weißlichgrünen oder rötlichen Blüten in den Blattachseln oder in dichten, endständigen Scheinähren. Die gewöhnlich 5zipflige, trichter- oder glockenförmige Blütenhülle umschließt später die reife Frucht und dient dieser als Ausbreitungsorgan. Wegen ihres Formenreichtums wurde der Knöterich wiederholt in separate Gattungen unterteilt, so daß es für manche Arten mehrere synonyme wissenschaftliche Bezeichnungen gibt. Der in Eurasien heimische Vogel-Knöterich (Polygonum aviculare) ist eine einjährige, niederliegende, ästig verzweigte Pflanze mit kleinen, lanzettlichen Blättern und winzigen, grünlichen oder rosafarbenen Blüten in den Blattachseln. Die vielgestaltige Sammelart ist eine Pionierpflanze offener, nährstoffreicher Tritt- und Unkrautgesellschaften und als solche seit der jüngeren Steinzeit Kulturbegleiter. Seit dem Altertum gilt der heute in der gemäßigten Zone weltweit verschleppte Vogel-Knöterich als Heilpflanze mit adstringierender, blutstillender, wundheilender und harntreibender Wirkung. Ähnliche Eigenschaften werden dem, häufig in feuchten Wiesen (Charakterart des Calthion-Verbands) auftretenden Schlangen-Knöterich oder Wiesen-Knöterich (Polygonum bistorta, syn. Persicaria bistorta, syn. Bistorta major; ö vgl. Abb. 2a ) zugeschrieben. Die bis 60 cm hohe, aufrechte Staude besitzt länglich-eiförmige Blätter und zahlreiche Blüten in dichten, rosaroten Scheinähren; sie verdankt ihren Namen dem schlangenförmig gebogenen Rhizom. Der ausdauernde Knöllchen-Knöterich (Polygonum viviparum, syn. Bistorta vivipara) ist eine circumpolar verbreitete Art alpiner Magerrasen und Blaugrashalden. Seine Vermehrung erfolgt fast ausschließlich durch Brutknospen, die im unteren Bereich der rosafarbenen Blütenstände entstehen. Der formenreiche Ampfer-Knöterich (Polygonum lapathifolium; ö vgl. Abb. 2b ) kommt als Pionierpflanze an schlammigen Ufern, in Gräben und auf Äckern vor. Die ursprünglich in Eurasien heimischen, einjährigen Arten Floh-Knöterich (Polygonum persicaria, syn. Persicaria maculata;Unkräuter) und Winden-Knöterich (Polygonum convolvulus syn. Fallopia convolvulus, syn. Bilderdykia convolvulus, syn. Fagopyrum convolvulus;Unkräuter) sind heute als Ackerunkräuter in der gemäßigten Zone weltweit verbreitet. Der Winden-Knöterich unterscheidet sich von anderen Arten der Gattung durch seine windende Wuchsform, die herz-pfeilförmigen Blätter und die grünlich-weißen, locker verteilten Blüten. Der rosa blühende Wasser-Knöterich (Polygonum amphibium, syn. Persicaria amphibia; ö vgl. Abb. 1 ), eine ausdauernde Pflanze gemäßigter Gebiete der Nordhalbkugel, kann sowohl auf feucht-nasser Erde (z.B. in Naßwiesen) als auch im Wasser wachsen, bildet dabei aber unterschiedliche Blattformen aus. Als Zierpflanzen gezogen werden u.a. die 2–3 m hohen Riesenstauden der bisweilen in einer eigenen Gattung Reynoutria zusammengefaßten, aus Ostasien stammenden Arten Japanischer Knöterich (Polygonum japonicum, syn. Polygonum cuspidatum, syn. Reynoutria japonica) und Sachalin-Knöterich (Polygonum sachalinense, syn. Reynoutria sachalinensis). Der Japanische Knöterich, eine auffällige Pflanze mit kräftigem, oft zickzackförmigem Stengel, breit-eiförmigen, am Grund gestutzten Blättern und lockeren weißlichen Blütenständen, ist inzwischen allgemein verwildert und breitet sich als Neophyt in feuchten Saumgesellschaften rasch aus. Dank seiner großen Konkurrenzstärke (schnelle Regeneration über Neuaustriebe, rasche Ausbreitung über verdriftete Wurzelstücke) bildet er bald dichte Bestände, die die für den Standort typischen Pflanzengesellschaften verdrängen. Als Folge hiervon ist eine Abnahme der einheimischen Pflanzenarten sowie der von ihnen abhängigen Tierarten zu beobachten. Bisweilen dient der Japanische Knöterich als Futterpflanze; in Japan werden seine säuerlich schmeckenden Schößlinge auch vom Menschen gegessen. Aus den Blättern des Färber-Knöterichs (Polygonum tinctorium; China) gewinnt man den Chinesischen Indigo, aus der Wurzel von Polygonum coriariumTannin. Ruderalpflanzen, Trittpflanzen.
R.W./N.D.
Knöterich
Abb. 2: a Wiesen-Knöterich (Polygonum bistorta): Blatt und Blüte; b Ampfer-Knöterich (Polygonum lapathifolium): Blütenstände und Einzelblüte
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