Lexikon der Biologie: Knotenameisen
Knotenameisen, Stachelameisen, Myrmicidae, Familie (bzw. Unterfamilie Myrmicinae) der Ameisen mit insgesamt ca. 3000, in Mitteleuropa etwa 100 Arten ( vgl. Tab. ). Die Knotenameisen sind je nach Art und Kaste 2 bis 13 mm groß und meist dunkel gefärbt. Die ersten 2 Hinterleibssegmente sind knotenartig verdickt (Name!) und bilden ein Stielchen (Petiolus), an dem der stark aufgetriebene Teil des Hinterleibs (Gaster) ansetzt ( vgl. Abb. ). Die Knotenameisen besitzen noch einen gut ausgebildeten Giftstachel, dessen Stich bei manchen Arten auch für Menschen unangenehm sein kann. Sehr häufig ist die Rotgelbe Knotenameise (Myrmica rubra), die ihr Erdnest unter Steinen und ähnlichem anlegt; die Arbeiterinnen werden ca. 7 mm groß; sie ist in manchen Gegenden mit bis zu 105 individuenreichen Nestern pro 100 m² die dominanteste Ameise überhaupt; außerdem können sie außerordentlich große Nester besitzen, die mehr als 20.000 Arbeiterinnen und sogar bis zu 600 Königinnen beherbergen; die Art ist auch gegenüber fremden rubra-Kolonien sehr aggressiv, indem sie regelrechte Vernichtungskriege mit anschließender Plünderung der besiegten Nester duchführt. Ebenfalls unterirdisch, aber auch in Hügelbauten nistet die kleinere Rasenameise (Tetramorium caespitum); die Färbung variiert von gelbrot bis schwarz; die bis zu 80.000 Arbeiterinnen tragen verschiedene Samen ein. Kleine Arten (ca. 3–4 mm) stellt die mit über 100 Arten in Europa verbreitete Gattung Leptothorax; sie weist in der Regel kleine Nester mit 50–300 Arbeiterinnen auf, die meist in Kleinsträumen nisten; reproduktive Konflikte in polygynen Nestern werden durch gegenseitiges Wegfressen der Eier (Oophagie) allmählich gelöst. Aus den Tropen und Subtropen weltweit verschleppt wurde die nur ca. 2 mm große Pharaoameise oder Pharaonenameise (Monomorium pharaonis), die bei uns als Nahrungsschädling vor allem in Häusern vorkommt; begünstigt durch Fernheizung ist diese kleine Ameise auch im Winter bei uns lebensfähig; große Probleme bereitet sie vor allem in Krankenhäusern, da sie praktisch überall durch feinste Spalten hingelangt, so auch in die Operationsräume; da die Nester verstreut bis zu 2000 begattete Königinnen aufweisen können, ist eine Bekämpfung sehr schwierig. Bei den Knotenameisen gibt es auch Brutparasitismus und Sozialparasitismus. Die Diebsameise (Solenopsis fugax) legt ihr Nest in den Nestern anderer Ameisenarten an, die feinen Gänge verlaufen zwischen denen des Wirtsnestes; sie ernährt sich vor allem von der Brut des Wirtes. Die Glänzende Gastameise(Formicoxenus nitidulus) lebt auch in anderen Ameisennestern (vor allem bei Formica-Arten), schadet ihrem Wirt aber nahezu nicht (Ethoparasit). Nur mit Hilfe eines Wirtsvolkes können auch die Knotenameisen Anergates atratulus und Strongylognathus testaceus (Säbelameise) überleben; sie dringen in Völker der Rasenameise (Tetramorium caespitum) ein und lassen ihre Brut durch deren Arbeiterinnen versorgen. Ähnliches gilt für die bei uns hochmontan und subalpin verbreiteten Arten Doronomyrmex pacis und Harpagoxenus sublaevis, die vor allem als permanente arbeiterinnenlose Sozialparasiten in Nestern von Leptothorax acervorum vorkommen (Sozialparasitismus). Auffällig durch Morphen mit stark vergrößertem Kopf („Soldaten") sind die Arbeiterinnen der in Südeuropa verbreiteten Gattung Pheidole. Einige Arten der Gattung Crematogaster (in Mitteleuropa die häufig eingeschleppte Art Crematogaster scutellaris) bauen kunstvolle Kartonnester, die in Bäumen oder Höhlen hängen. Zu den Knotenameisen gehören auch die Ernteameisen der Gattung Messor. Die Blattschneiderameisen der Gattung Atta aus den Tropen sind ebenfalls Vertreter dieser Familie. Ameisen.
H.P.
Knotenameisen
Knotenameise (Myrmica spec.)
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