Lexikon der Biologie: Kokospalme
Kokospalme [von *kokos- ], Cocos nucifera, vermutlich von den Südseeinseln stammende, einzige Art der Gattung Cocos;Palme mit einem schlanken, grauen, bis 30 m hohen Stamm, an dessen Spitze ca. 6 m lange, gefiederte Blätter einen Schopf bilden ( vgl. Abb. 1 ). Die verzweigten, aus den Blattachseln hervorgehenden Blütenstände bestehen aus einer Unzahl staminater und zahlreichen karpellaten Blüten, die durch Insekten oder Vögel bestäubt werden. Die Reifezeit der aus 10–15 kopfgroßen Steinfrüchten bestehenden Fruchtstände beträgt fast 1 Jahr. Da die schwimmfähigen, gegen Salzwasser unempfindlichen Früchte der Kokospalme durch Meeresströmungen weit ausgebreitet werden, ohne dabei ihre Keimfähigkeit einzubüßen, findet man die Pflanze nicht nur an allen tropischen Küsten, sondern auch landeinwärts, entlang der Flußläufe. Sie erträgt salzhaltige Böden, benötigt hohe Niederschlagsmengen (bis 2000 mm/Jahr) und Temperaturen um 27 °C. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wird die Kokospalme, die vor allem als Ölpflanze weltwirtschaftliche Bedeutung besitzt, planmäßig angebaut ( vgl. Tab. 1 ). Ihre außen weiß- oder grünlich, gelb oder orange gefärbte Frucht (Kokosnuß; Inhaltsstoffe vgl. Tab. 2 ) besteht aus einem ledrigen Exokarp, einem fasrigen Mesokarp und einem steinharten Endokarp ( vgl. Abb. 2 und ü Früchte ). Von den 3 Keimporen bleibt eine unverholzt. Im Innern ist die Frucht mit einem festen, weißen Endosperm ausgekleidet; der Hohlraum wird zum Teil eingenommen von einem flüssigen, zunächst wäßrig hellen, dann trüben Nährmedium, dem Kokoswasser, das oft fälschlich als „Kokosmilch" bezeichnet wird (s.u.). Das fasrige Mesokarp wird bei Exportfrüchten schon im Erzeugerland entfernt. Aus den dauerhaften, elastischen Kokosfasern (von Sklerenchymfaserscheiden umgebene Leitbündel; Fruchtfasern), dem sog. Coir, werden nach einer Wasser-Röste u.a. Seile, Teppiche und Fußmatten hergestellt. Das Endosperm der etwa 1 kg schweren Kokosnuß wird durch Zerkleinern und Trocknen zu Kopra verarbeitet ( vgl. Tab. 1 ). Diese besteht aus 60–70% Fett, 20% Kohlenhydraten, 8% Rohprotein und etwa 4% Wasser. Auspressen von Kopra liefert das Kokosöl oder Kokosfett (Kokosbutter), das aus den Glycerinestern der sog. Kokosfettsäuren (insbesondere Laurinsäure, Myristinsäure, Palmitinsäure und Caprinsäure) besteht. Durch Reinigung des wasserhaltigen, leicht verderblichen, rohen Kokosfetts erhält man weißes, bei Zimmertemperatur festes Kokosfett, das sich als Speisefett („Palmin"; Inhaltsstoffe vgl. Tab. 3 ) oder als Grundstoff für die Herstellung von Margarine, Kerzen, Salben, Seifen oder Shampoo eignet. Der nährstoffreiche Koprapreßkuchen ist ein wertvolles Viehfutter. Kopraraspel oder -flocken werden zu Konditoreiwaren und ähnlichem verarbeitet. In Süd- und Südostasien ist die Kokosmilch, ein aus frischem Endosperm hergestellter Preßsaft, eine wichtige Zutat heimischer Gerichte. Dort, wo Kokospalmen wachsen, werden auch die Endknospen junger Palmen als Gemüse (Palmkohl) genossen. Aus dem süßen Blutungssaft der Blütenstände („Toddy" mit 15% Zuckergehalt) läßt sich Palmzucker gewinnen oder Sirup, Palmwein bzw. Palmschnaps (Arrak) herstellen. Die Blattfiedern der vielseitig nutzbaren Kokospalme können zu Flechtwerk verarbeitet werden; der Stamm ist als Bau- und Möbelholz geeignet. Die Schalen der Steinfrucht schließlich dienen als Heizmaterial oder zur Herstellung von Haushaltsgeräten. Kokospalmenälchen; Kulturpflanzen III .
A.G./N.D.
Kokospalme
Abb. 1:a Stamm und Krone, b Nüsse am Schoon
Kokospalme
Tab. 2: Einige Inhaltsstoffe der Kokosnuß (in 100 g eßbarem Anteil).
Energiegehalt: 1535 kJ = 363 kcal
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Wasser: 44,8 g | Vitamin E: 730 μg | Kalium: 380 mg | |
Protein: 3,9 g | Vitamin B1: 60 μg | Magnesium: 39 mg | |
Fett: 36,5 g | Vitamin B2: 8 μg | Calcium: 20 mg | |
Kohlenhydrate: 4,8 g | Vitamin B6: 60 μg | Eisen: 2250 μg | |
Ballaststoffe: 9,0 g | Folsäure: 30 μg | Ölsäure: 2100 mg | |
Mineralien: 1,2 g | Vitamin C: 2 mg | Linolsäure: 680 mg |
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