Lexikon der Biologie: Lippenblütler
Lippenblütler, Labiatae, Lamiaceae, Familie der Lippenblütlerartigen mit ca. 220 Gattungen ( ü vgl. Tab. ) und etwa 5600, fast weltweit verbreiteten, besonders zahlreich jedoch im Mittelmeergebiet und Vorderasien vertretenen Arten. Größtenteils Kräuter oder Halbsträucher mit oft vierkantigen, durch Kollenchym versteiften Stengeln und in der Regel kreuzgegenständigen, ganzrandigen bis fiederlappigen Blättern sowie in blattachselständigen Scheinquirlen stehenden Blüten. Diese sog. Lippenblüten ( ü vgl. Abb. ) sind meist staminokarpellat, 5zählig und stark dorsiventral, mit einer nach oben hin mehr oder weniger erweiterten, röhrenförmigen Blütenkrone mit 2-(1-)lippigem Saum. Letzterer besteht bei den Gattungen der gemäßigten Zonen überwiegend aus einer 2zipfligen, oft helmförmigen Ober- und 3zipfligen Unterlippe; bei tropischen Gattungen häufig aus einer 4zipfligen Ober- sowie 1zipfligen Unterlippe. Der Krone eingefügt sind 4 (2) oft ungleich lange Staubblätter. Aus dem oberständigen, aus 2 verwachsenen Fruchtblättern bestehenden, 4fächerigen Fruchtknoten gehen 4 einsamige Teilfrüchte (Klause) hervor. Bei den Lippenblütlern haben sich zum Teil hoch spezialisierte, an die Blütenbesucher (Insekten und Kolibris) besonders angepaßte Bestäubungsmechanismen (Bestäubung) entwickelt (z.B. beim Salbei). Charakteristisch sind zudem etherische Öle absondernde Drüsenhaare und -schuppen. Ihretwegen werden viele aromatisch duftende Lippenblütler als Heilpflanzen und Gewürzpflanzen oder Duftpflanzen genutzt (Basilienkraut und Bohnenkraut, Minze, Majoran und Melisse, Rosmarin, Thymian, Lavendel, Salbei und viele andere). Da etherische Öle in größeren Dosen Vergiftungserscheinungen wie Bewußtlosigkeit und Krämpfe hervorrufen können, gelten einige stark aromatisch duftende Lippenblütler, darunter auch Lavendel, Rosmarin oder Salbei, als leicht giftig. Aus den Blättern von Pogostemon cablin (Patschulipflanze), einem auf den Philippinen heimischen, weißblühenden Halbstrauch, gewinnt man das Patschuli- oder Patchouliöl, einen wertvollen Grundstoff für die Parfümherstellung (Parfümöle). Die von Indien bis nach China und Japan verbreitete Duft- und Zierpflanze Perilla frutescens (Perilla ocymoides) wird auch wegen ihrer ölreichen Samen angebaut; Perillaöl dient als Speise- und Brennöl sowie zur Herstellung von Lacken, Druckerschwärze, Kunstleder und anderem. Aus Lagochilus inebrians (Zentralasien) wird von alters her ein berauschender, sehr bitterer Tee zubereitet, der zudem als beruhigendes, krampflösendes und blutstillendes Volksheilmittel gilt. Vielseitige medizinische Verwendung finden auch die als Tee verwendeten Blätter einiger anderer Lippenblütler wie z.B. Minze oder Goldmelisse (Monarda didyma, ü vgl. Abb. ). Verschiedene Arten der Monarde oder Indianernessel genannten nordamerikanischen Gattung Monarda sind wegen ihrer dekorativen Blütenstände auch beliebte Zierpflanzen (z.B. Monarda didyma oder Monarda punctata). Zu den zahlreichen anderen Lippenblütlern, die als Zierpflanzen kultiviert werden, gehören das Brandkraut(Phlomis), der Harfenstrauch(Plectranthus), der Salbei (Salvia), der Lavendel (Lavandula), die Buntnessel (Coleus), die aus Nordamerika stammende Gelenkblume (Physostegia virginiana) mit rosafarbigen Blüten in langen, 4kantigen Scheinähren, der bläulich oder rötlich blühende, dem Salbei recht ähnliche Drachenkopf (Dracocephalum) und das aus Südafrika stammende Löwenohr (Leonotis leonurus), eine strauchige Pflanze mit in dichten Wirteln stehenden, röhrigen, orangefarbenen Blüten. Die im wärmeren Amerika heimische Gattung Hyptis besitzt die einzigen baumförmigen Lippenblütler-Arten, z.B. Hyptis membranacea mit einer Höhe von bis zu 15 m; Hyptis spicigera wird der eßbaren, stark ölhaltigen Samen wegen bisweilen angebaut; Hyptis glaziovii besitzt von Ameisen bewohnte, blasenförmig angeschwollene Internodien (Ameisenpflanzen). ü Lippenblütler .
N.D.
Lippenblütler
1 Aufbau einer Lippenblüte am Beispiel der Weißen Taubnessel (Lamium album) von vorne (links) und im Längsschnitt (rechts). 2 Goldmelisse (Monarda didyma)
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