Lexikon der Biologie: Nase
Nasew, 1)Chondrostoma nasus, Nasen. 2)Nasus, chemisches Sinnesorgan (chemische Sinne, Geruchsorgane) der Wirbeltiere und des Menschen zur Wahrnehmung des Geruchs (olfaktorische Wahrnehmung). Die Nase dient der Prüfung von Atemwasser, Atemluft (Atmung) und Nahrung (Nahrungserwerb). Sinneszellen der Nase sind stets primäre Sinneszellen. Sie bilden zusammen mit Stützzellen ein einschichtiges Epithel, das Teile der Nasenhöhle auskleidet. Die Innervierung der Sinneszellen erfolgt durch den I. Hirnnerv (Olfactorius). – Die ausgestorbenen Ostracodermata und die rezenten Kieferlosen(Agnatha) besitzen eine einfache (unpaare) Nase in Form eines U-förmigen Gangs mit je einer vorderen und hinteren Nasenöffnung. Petromyzon (Neunaugen) besitzt einen hinten geschlossenen Nasenhypophysengang, und bei Myxine (Inger) mündet ein solcher Gang in den Darm. Kiefertragende Wirbeltiere (Gnathostomata;Kiefermünder) haben eine doppelte (paarige) Nase. Stammesgeschichtlich tritt erstmals bei Latimeria, dem rezenten Quastenflosser, eine Verbindung von der Nase zum Rachen auf, der paarige Nasen-Rachen-Gang (Ductus naso-pharyngeus). Die Mündungen im Rachen sind die inneren Nasenöffnungen oder Choanen. Bei Tetrapoden (Vierfüßer) verkümmert der Gang von der Riechhöhle zur hinteren äußeren Nasenöffnung und wird zum Tränen-Nasen-Gang (Ductus naso-lacrimalis). Während bei Amphibien dieses Bauprinzip noch ganz einfach strukturiert ist, gliedert sich der Nasenraum der Reptilien in Kammern. Bei Schildkröten beginnt die Ausprägung eines sekundären Munddachs. Der Vergrößerung des Riechepithels und damit der Leistungssteigerung des Geruchsvermögens dienen generell Erweiterungen der Riechhöhle und Auffaltungen des Epithels. – Bei manchen Säugetieren bildet die Nase einen mehr oder weniger deutlichen Vorsprung gegenüber Lippen- und Wangenregion (Gesicht, Lippen, Wange). Dieser wird als äußere Nase von der Nasenhöhle oder inneren Nase unterschieden. Beim Menschen wird die äußere Nase durch das paarige Nasenbein (Os nasale, Nasale), den unpaaren Nasenscheidewandknorpel (Cartilago septi nasi), die an dessen Spitze gelegenen bogenförmigen Nasen-Knorpel, welche die Nasenöffnungen (Nasenlöcher, Nares) begrenzen, sowie die muskulösen Nasenflügel gebildet ( vgl. Abb. 1 und vgl. Abb. 2 ). Bei Affen (Breitnasen, Schmalnasen) und vielen anderen Tieren dagegen ragt die Nase kaum vor, sondern bildet meist eine Einheit mit der mehr oder weniger stark vorspringenden Schnauze. Nur bei Elefanten und Tapiren sind Nase und Oberlippe zu einem Rüssel ausgewachsen. – Die innere Nase oder Nasenhöhle (Cavum nasi) ist der Bereich des eigentlichen Riechorgans. Die Nasenhöhle wird durch die Nasenscheidewand (Septum nasi) – aus septumartigen Auswachsungen vom Siebbein (Ethmoid), Pflugscharbein (Vomer) sowie dem Nasenscheidewandknorpel – in eine rechte und linke Hälfte geteilt. In jede Hälfte ragen mehrere, beim Menschen als Nasenmuscheln (Conchae nasales), beim Tier als Turbinalia bezeichnete Knochenlamellen, die von Schleimhaut überzogen sind und die innere Oberfläche vergrößern. Nur bestimmte Bereiche der Nasenhöhle enthalten in der Schleimhaut Riechzellen. Beim Menschen ist diese olfaktorische Region das Dach der Nasenhöhle und die Medianseite der oberen Nasenmuschel. – Bei Vögeln ist das Geruchsvermögen im allgemeinen sehr schlecht ausgebildet. Die Nase hat bei manchen Arten einen Funktionswechsel erfahren: einige Seevögel regulieren ihren Salzhaushalt durch eine in der Nasenhöhle gelegene Salzdrüse. Makrosmaten, Nasenspiegel, Nebenhöhlen; chemische Sinne I .
A.K./K.M./J.Be
Nase
Abb. 1: Nase des Menschen, rechte Nasenhöhle nach Wegnahme der Nasenscheidewand; 1 Stirnhöhle, 2 Sonde im Stirn-Nasenhöhlen-Kanal, 3 Keilbeinhöhle, 4 Rachenmandel, 5 Oberlippe, 6 Zahnreihe, 7 Sonde im Tränen-Nasen-Kanal, 8 untere Nasenmuschel, 9 harter, 10 weicher Gaumen, 11 Tubenmündung
Nase
Abb. 2: Die menschliche Nasenform, d.h. die erblich bedingte Breite und Höhe der Nase, weist eine Klimaangepaßtheit auf. Schmale Nasen, die in gemäßigtem oder arktischem Klima überwiegen, haben einen engeren Atemkanal; dadurch passiert die eingeatmete Luft die inneren Nasenschleimhäute langsamer und kann so stärker angewärmt werden. In trocken-heißen und feucht-heißen Klimaten sind breitere Nasen mit einem weiteren Atemkanal von Vorteil, weil die Atemluft schneller die Schleimhäute passiert und so weniger Wärme von diesen aufnimmt. Das Nasenrückenprofil (vgl. Abb.; a = gerade, b = bogig-konkav, c = gewinkelt-konkav [gerade mit aufgeworfener Kuppe], d = wellig, e = bogig-konvex, f = gewinkelt-konvex [Hakennase]) ist ein relativ starkes homogames Merkmal (Partnerwahl, übereinstimmende Paarung). Kleinere, gerade, etwas konkave (Stups)nasen im weiblichen Gesicht werden in Attraktivitätseinschätzungen (Attraktivität) von männlichen und weiblichen Beurteilern bevorzugt, sie sind Teil des „Sexy-Schemas“ (Attraktivität, facial attractiveness).
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