Lexikon der Biologie: Polynesische Subregion
Polynesische Subregion, Ozeanien, eine tiergeographische Subregion (nach anderen Autoren eine „Region“) der Australis (oder Notogäa). Die Polynesische Subregion wird vielfach noch in die ozeanische Region und hawaiische Region unterteilt und umfaßt die zahllosen pazifischen Inseln Polynesiens und Mikronesiens einschließlich Neukaledonien, die Fidschi- und Hawaii-Inseln (letztere von manchen als eigene Region betrachtet). Nur wenige Inseln der Polynesischen Subregion haben alte Festlandskerne, und es ist umstritten, welche von ihnen ehemals Verbindung zum Festland hatten. Die Tierwelt dieser pazifischen Inseln besteht daher weitestgehend aus zufälligen Einwanderern oder aus eingeschleppten Tieren (wie die ostasiatische Ratte, Rattus concolor). Flugfähige Tiere, wie Vögel, Fledermäuse und manche Insekten, konnten aktiv, bzw. durch Stürme verdriftet, manche Inseln erreichen (Inselbesiedlung, Inselbiogeographie). Die Inseln der Polynesischen Subregion weisen daher eine artenarme, mehr oder weniger „zufällig“ zusammengesetzte Fauna auf, wobei sich mit wachsender Entfernung abnehmende Beziehungen zum jeweils nächstgelegenen Festland ergeben. So kommen z.B. auf den Inseln Westpolynesiens Vertreter der australischen Großfußhühner und Papageien (Familie Loridae) vor. Honigfresser, in Australien und den Tropen der Alten Welt verbreitete, Nektar fressende Vögel (dort die Kolibris der Neuen Welt vertretend), sind in der Polynesischen Subregion mit mehreren Arten vertreten und haben sogar Hawaii erreicht. Auch einige Reptiliengruppen sind, zum Teil vielleicht mit andriftendem Pflanzenmaterial, auf einige der Inseln gelangt, so z.B. Geckos auf die Fidschi- und Tonga-Inseln. Schlangen der Gattung Engyrus, die sog. Pazifikboas, und Landschnecken der Gattung Placostylus erreichen auf den Fidschis die Ostgrenze ihrer Verbreitung. Am extremsten ist die Verarmung der Fauna in Mikronesien und Ost-Polynesien, ozeanischen Inseln, die niemals Festlandkontakt hatten und auf denen selbst landlebende Vogelarten nur sehr spärlich vertreten sind, von denen es auf Tahiti noch 17, auf den Marquesas-Inseln noch 11 und auf Pitcairn gar nur noch 4 Arten gibt. Unter den Insekten sind die Rüsselkäfer, die im Holz driftender Baumstämme offenbar große Strecken zurücklegen können, bis zu den Osterinseln gelangt. Da diejenigen Tierarten, denen eine Besiedlung der Inseln der Region gelang, von ihren Ausgangspopulationen auf dem Festland jeweils separiert waren, bestand die Möglichkeit zur allopatrischen Artbildung. Auf einigen Inseln finden sich daher ausschließlich dort vorkommende Arten (Endemiten). So kommt nur auf den Fidschiinseln der Kurzkammleguan (Brachylophus fasciatus) vor, ein Vertreter der mit fast allen Arten in der Neuen Welt verbreiteten Leguane, dessen nächste Verwandte die Meerechsen und der Drusenkopf von den Galapagosinseln sind. Auch die Gattung Ogmodon der Giftnattern ist ein Endemit der Fidschiinseln. Ganz auf Neukaledonien beschränkt ist die Familie der Kagus, die als einzige Art den dort in den Bergwäldern lebenden, nahezu flugunfähigen Kagu (Rhynochetos jubatus) aufweist. – Das Fehlen vieler Tiergruppen auf manchen Inseln der Polynesischen Subregion hat einigen dort lebenden Gruppen eine Evolution in mehrere Arten erlaubt, die mangels Konkurrenten verschiedene Lebensformtypen entwickelt und so eine adaptive Radiation erfahren haben. Ein Paradebeispiel dafür ist die auf die 3500 km vom nächsten Festland entfernten Hawaii-Inseln beschränkte Familie Kleidervögel, die dort in 11 Gattungen mit 21 Arten differenziert ist, darunter Samenfresser, Insektenfresser und Nektarsauger. Auch die Fruchtfliegen (Drosophilidae) haben auf Hawaii eine adaptive Radiation erfahren und sind dort mit insgesamt ca. 400 zum großen Teil endemischen Arten verbreitet. Unter anderen gibt es auch 2 auf Hawaii beschränkte Familien von Landschnecken, die Achatinellidae (Achatinella) und die Amastridae. Allgemein sind die auf den Hawaii-Inseln lebenden Insekten-, Landschnecken- und Vogelarten zu rund 99% endemisch. Paläotropis, tiergeographische Regionen (Abb.).
G.O.
Lit.:Carlquist S.: Island Life. New York. 1965.
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