Lexikon der Biologie: Rettich
Rettichm [von latein. radix, Genetiv radicis = Wurzel; Rettich], Raphanus, mit rund 10 Arten überwiegend im Mittelmeergebiet beheimatete Gattung der Kreuzblütler. Einjährige bis ausdauernde, borstig behaarte Kräuter mit leierförmig-fiederteiligen unteren Blättern, weißlichen, gelblichen oder rötlich-violetten Blüten und bisweilen rübenförmig verdickter Wurzel (Hypokotyl). Einzige über fast ganz Europa verbreitete Art ist Raphanus raphanistrum, der bei uns überwiegend weißblütige, in der gemäßigten Zone heute weltweit zu findende Acker-Rettich oder Hederich ( vgl. Abb. ), ein „Unkraut“ der Äcker und Getreidefelder (Unkräuter). Raphanus sativus, der Garten-Rettich, als dessen Stammpflanze Raphanus maritimus, eine Strandpflanze der Atlantik-, Mittelmeer- und Schwarzmeerküsten, vermutet wird, stammt wahrscheinlich aus Vorderasien. Schon im 3. Jahrtausend v.Chr. gelangte er nach Ägypten, wo er seiner ölreichen Samen wegen angebaut wurde. Griechen und Römer kannten bereits mehrere Rettich-Sorten als Gemüsepflanzen, und letztere brachten den Rettich als Kulturpflanze auch nach Mitteleuropa, wo er schon um Christi Geburt in größerem Umfang kultiviert wurde. Heute wird zur Ölgewinnung der sog. Öl-Rettich (Raphanus sativus var. oleiformis), mit dünner Wurzel, aber sehr ölreichen Samen (bis zu 50%), angepflanzt. Sein Öl dient als Speise- und Brennöl. Der bei der Verbrennung entstehende Ruß wird in China zudem zur Herstellung der echten chinesischen Tusche verwendet. Anbauländer sind vor allem China (seit etwa 1000 v.Chr.), Japan, Indien, Ägypten, Spanien und Rumänien. Eine durch sekundäres Dickenwachstum der Hauptwurzel und des Hypokotyls entstehende Rübe besitzt Raphanus sativus var. niger ( Kulturpflanzen IV ). Von ihm gibt es unzählige, in Größe, Form, Farbe und Geschmack unterschiedliche Spielarten. Bei uns unterscheidet man zwischen dem 1jährigen, zartfleischig-saftigen, innen weißen und außen von einer weißen bis roten Rinde umgebenen Sommer-Rettich sowie dem überwinternden, festfleischigeren und außen schwarzen Winter-Rettich. Während die (bei uns bevorzugten) durch ihren relativ hohen Gehalt an Allylsenfölen ziemlich scharf schmeckenden Sorten roh gesalzen oder als Salat verzehrt werden, verwendet man die vor allem in Ostasien kultivierten, milderen Sorten auch gekocht als Gemüse oder als Viehfutter. Eine neuere Spielart des Rettichs ist das erst seit dem 16. Jahrhundert bekannte Radieschen, Raphanus sativus var. sativus ( Kulturpflanzen IV ), das sich durch eine kugelige Verdickung des Hypokotyls auszeichnet. Nach zunächst länglichen, weißen Formen (ähnlich den sog. „Eiszapfen“) entstanden die heute üblichen roten, runden Sorten erst Ende des 18. Jahrhunderts in Italien und Frankreich. Eine weitere, vor allem in Indien und Indonesien kultivierte Variante des Rettichs ist der Schlangen-Rettich (Raphanus sativus var. mougri). Seine Blätter werden als Gemüse verwendet („mougri“), während die fleischigen, 20–100 cm langen, rettichartig schmeckenden Schoten in unreifem Zustand roh verzehrt oder in Essig eingelegt werden. Rettiche und Radieschen sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen (Inhaltsstoffe vgl. Tab. 1 und vgl. Tab. 2 ) und gelten in der Volksheilkunde als verdauungsfördernd und harntreibend (Mittel gegen Gallenkrankheiten). Ihr schleimlösender Saft wird zudem, mit Zucker vermischt, als Hustenmittel verwendet. Allopolyploidie, Rüben (Abb.).
N.D.
Rettich
Acker-Rettich, Hederich (Raphanus raphanistrum):a Frucht, b Sproßabschnitt mit Blütenstand, unten Photo
Rettich
Tab. 1: Einige Inhaltsstoffe des Garten-Rettichs (in 100 g eßbarem Anteil).
Der Rettich liefert scharf schmeckende, schwefelhaltige Allylsenföle mit antimikrobieller Wirkung.
Energiegehalt: 59 kJ = 14 kcal
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Wasser: 93,5 g | Carotin*: 6 μg | Natrium: 18 mg | |
Protein: 1,1 g | Vitamin B1: 30 μg | Kalium: 320 mg | |
Fett: 0,2 g | Vitamin B2: 30 μg | Magnesium: 15 mg | |
Kohlenhydrate: 1,9 g | Vitamin B6: 60 μg | Calcium: 35 mg | |
Ballaststoffe: 1,2 g | Folsäure: 25 μg | Zink: 200 μg | |
Mineralien: 0,8 g | Vitamin C: 25 mg | Eisen: 800 μg |
* Carotin = Summe aller Provitamin A-Carotinoide
Rettich
Tab. 2: Einige Inhaltsstoffe des Radieschens (in 100 g eßbarem Anteil).
Das Radieschen enthält scharf schmeckendes und zugleich antimikrobiell wirksames Allylsenföl.
Energiegehalt: 60 kJ = 14 kcal
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Wasser: 94,4 g | Carotin*: 25 μg | Natrium: 17 mg | |
Protein: 1,1 g | Vitamin B1: 35 μg | Kalium: 255 mg | |
Fett: 0,1 g | Vitamin B2: 30 μg | Magnesium: 8 mg | |
Kohlenhydrate: 2,1 g | Vitamin B6: 60 μg | Calcium: 35 mg | |
Ballaststoffe: 1,5 g | Folsäure: 25 μg | Zink: 160 μg | |
Mineralien: 0,9 g | Vitamin C: 30 mg | Eisen: 1500 μg |
* Carotin = Summe aller Provitamin A-Carotinoide
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