Lexikon der Biologie: Rubus
Rubusm [latein., = Brombeerstrauch], hauptsächlich in der nördlich-gemäßigten Zone heimische Gattung der Rosengewächse mit ca. 250 Arten, die schwer untereinander abzugrenzen sind, da durch Apomixis, Hybridisierung und Polyploidisierung spontan neue Arten auftreten. Meist stachelige, oft rankende, immer- oder sommergrüne Sträucher mit meist 2jährigen, mehr oder minder rutenförmigen Trieben, überwiegend 3–7teilig gefiederten Blättern, weißen oder rosafarbenen Blüten (an kurzen Seitentrieben) und meist roten oder schwarzen Sammelsteinfrüchten ( Fruchtformen ). Eine sehr umfangreiche Sammelart mit über 2000 Kleinarten ist die in fast ganz Europa vorkommende Brombeere (Rubus fruticosus;vgl. Abb. und Beerenobst , Europa XIX ), ein stacheliger, oft wintergrüner Strauch mit kriechenden oder bogenförmigen Stengeln (die sproßbürtige Wurzeln bilden können), 3–5zähligen, unterseits zum Teil grau- bis weißfilzigen Blättern (Haare [Abb.]), weißen oder rosafarbenen Blüten und Vitamin-C-reichen, glänzend schwarzen Sammelfrüchten (Inhaltsstoffe vgl. Tab. 1 ). Die Pflanze kommt in Hecken, Wäldern und Kahlschlägen vor, wo sie häufig ein undurchdringliches Dickicht bildet (Rubion subatlanticum); die Früchte werden als Wildobst genutzt; die gerbstoffhaltigen Blätter eignen sich zur Teebereitung. Seit dem 19. Jahrhundert ist die Brombeere in Kultur. Die heutigen, teils auch stachellosen Zuchtsorten sind Hybriden, die u.a. auf Rubus ulmifolius, Rubus procerus und nordamerikanische Arten zurückgehen. Die sommergrüne Himbeere (Rubus idaeus; vgl. Abb. und Beerenobst , Kulturpflanzen VII , ä Rosengewächse II ) hat 3–7teilig gefiederte, hellgrüne, unterseits silbrig behaarte Blätter an aufrechten bis überhängenden, mit vielen kleinen Stacheln besetzten Trieben (Rutenkrankheit) und weiße Blüten; ihre hellrote, sehr aromatische Frucht (Inhaltsstoffe vgl. Tab. 2 , Ernte vgl. Tab. 3 ) löst sich im Ganzen vom Fruchtboden und wird als Wildobst gesammelt. Himbeeren kommen auf Waldlichtungen und Schlägen, in Auen und Schluchten in ganz Europa vor. In Kultur gibt es zahlreiche Hybridsorten mit teils sehr großen, auch gelben oder weißen Früchten. Die immergrüne Loganbeere (Rubus × loganobaccus) ähnelt der Brombeere und ist vermutlich eine aus Himbeere und Brombeere hervorgegangene Kreuzung, die in Nordamerika entstanden ist. Ihre Rückkreuzungen mit einem Elter werden als Boysenbeere bezeichnet; diese besitzt rote bis fast schwarze Früchte. Sie werden wie die Früchte von Himbeere und Brombeere roh verzehrt oder konserviert und zur Bereitung von Säften, Kompotten, Marmeladen oder Spirituosen verwendet. Weitere, wegen ihrer Früchte geschätzte Arten sind: die in Nordeuropa heimische, bis 20 cm hohe Aakerbeere oder Arktische Brombeere (Rubus arcticus; Europa V ) mit 3–5zählig gefiederten Blättern, großen rötlichen Blüten und würzig schmeckenden roten Früchten und die Moltbeere oder Moltebeere (Rubus chamaemorus;Europa VIII , ä Rosengewächse II ). Diese circumpolar verbreitete, bis 25 cm hohe Staude treibt jährlich unbewehrte Sprosse mit 5lappigen, ungeteilten Blättern, weißen Blüten und hellorangen bis gelben, wohlschmeckenden Früchten. Ihr Areal reicht südlich bis Schleswig-Holstein und Nordwestdeutschland; man findet sie dort selten in Mooren und feuchten Heiden. Die in ganz Europa (im Süden nur in den Gebirgen) vorkommende Steinbeere (Rubus saxatilis; Europa XII ) hat 3zählig geteilte, unterseits grüne Blätter, weiße Blüten und eine hellrote Frucht mit Johannisbeergeschmack; sie wächst auf lockeren, kalk- und humusreichen Böden in lichten Nadelmischwäldern oder Linden-Ahornwäldern (in den Alpen bis 2000 m) und ist selten. Die Kratzbeere (Rubus caesius; ä Rosengewächse II ) hat blau bereifte Stengel und Früchte sowie armblütige weiße Blütenstände; sie ist in fast ganz Europa in Auwäldern, an Waldrändern, Hecken und Ufern verbreitet. Großblütige Kultursorten der Gattung werden gelegentlich auch als Zierpflanzen gezogen. Die Früchte der bei uns bisweilen verwilderten, blaßrosa blühenden Japanischen Weinbeere (Rubus phoenicolasius) dienten früher zum Weinfärben. Fruchtsäuren [Tab.].
Y.S./N.D.
Rubus
1 Brombeere (Rubus fruticosus);2 Himbeere (Rubus idaeus), oben Frucht-, unten Blütenzweig
Rubus
Tab. 1: Einige Inhaltsstoffe der Brombeere oder „Kroatzbeere“ (in 100 g eßbarem Anteil).
Die Brombeere hat einen bedeutenden Anteil an Carotin und Vitamin C.
Energiegehalt: 186 kJ = 44 kcal
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Wasser: 84,7 g | Carotin*: 270 μg | Natrium: 3 mg | |
Protein: 1,2 g | Vitamin E: 720 μg | Kalium: 190 mg | |
Fett: 1,0 g | Vitamin B1: 30 μg | Magnesium: 30 mg | |
Kohlenhydrate: 6,2 g | Vitamin B2: 40 μg | Calcium: 45 mg | |
Ballaststoffe: 3,2 g | Niacin: 400 μg | Phosphor: 30 mg | |
organische Säuren: 1,7 g | Vitamin C: 17 mg | Eisen: 900 μg |
* Carotin = Summe aller Provitamin A-Carotinoide
Rubus
Tab. 2: Einige Inhaltsstoffe der Himbeere (in 100 g eßbarem Anteil).
Die Himbeere enthält reichlich antioxidativ wirksames Rutin.
Energiegehalt: 142 kJ = 33 kcal
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Wasser: 84,5 g | Carotin*: 80 μg | Natrium: 1 mg | |
Protein: 1,3 g | Vitamin E: 480 μg | Kalium: 170 mg | |
Fett: 0,3 g | Vitamin B1: 25 μg | Magnesium: 30 mg | |
Kohlenhydrate: 4,8 g | Vitamin B2: 50 μg | Calcium: 40 mg | |
Ballaststoffe: 4,7 g | Vitamin B6: 75 μg | Phosphor: 45 mg | |
organische Säuren: 2,1 g | Vitamin C: 25 mg | Eisen: 1000 μg |
* Carotin = Summe aller Provitamin A-Carotinoide
Rubus
Tab. 3:Himbeer-Ernte 1994
(in Millionen Tonnen)
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UdSSR (ehemalig) | 0,061 | |
Jugoslawien | 0,040 | |
BR Deutschland | 0,032 | |
Polen | 0,030 | |
USA | 0,029 | |
Ungarn | 0,020 | |
England | 0,019 | |
Kanada | 0,015 | |
Frankreich | 0,008 | |
Bulgarien | 0,002 |
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