Lexikon der Biologie: Schutzanpassungen
Schutzanpassungen, Schutzeinrichtungen, Anpassungen von Pflanzen und Tieren, die ausschließlich dem Schutz der Art vor Feinden oder auch (hauptsächlich bei Pflanzen) vor Witterungseinflüssen dienen. Sie können morphologischer, physiologischer und/oder ethologischer Art sein. (Bei ethologischen Schutzanpassungen spricht man von Schutzverhalten.) – Pflanzliche Schutzanpassungen sind oft primär gegen Witterungseinflüsse ausgerichtet (Austrocknungsfähigkeit, Frostresistenz) und sekundär gegen Feinde, so z.B. Dornen, aber auch eine dicke Cuticula. Andere Schutzanpassungen wie Drüsenhaare und sekundäre Pflanzenstoffe (Repellents) sollen vor Pflanzenfressern schützen (pflanzliche Abwehr). Viele Anpassungen der Xerophyten (z.B. dicke Epidermis, dichte Behaarung [Haare] der Blätter und anderes) sind Schutzanpassungen gegen zu große Sonneneinstrahlung bzw. Wärme. – Im Tierreich werden passive und aktive Verteidigung (Abwehr) als Schutzanpassungen unterschieden ( vgl. Abb. ). Zu ersteren Schutzanpassungen zählt man Tarnung, Mimese (Farbtafel), Mimikry (Farbtafel I–II), Akinese (Schrecklähmung, Sichtotstellen [Totstellverhalten]), Flucht, Schutzhüllen (Panzer, Stacheln, Schalen, Gehäuse), Schreckfärbung, Farbtrachten (Schutztracht) und Schrecklaute bzw. Warnlaute (Warnsignal). Eine Schrecktracht, z.B. in Form von Augenflecken bei manchen Schmetterlingen (Farbtafel Augenfalter), soll ein wesentlich größeres Tier vortäuschen und den Räuber erschrecken. Die Mimese genannte Tarnung wird durch eine Anpassung der Färbung, Zeichnung und Körperform an die Umgebung erreicht. Beispiele hierfür sind Insekten, die Blätter oder Zweige imitieren (Gespenstschrecken [Abb.]). Im Unterschied zur Mimese geht es bei Mimikry darum, aufzufallen, aber durch Nachahmung von Signalen einen möglichen Räuber zu täuschen (Täuschungsverhalten). Bei der aktiven Verteidigung (Aggression, Angriff) werden einerseits Waffen eingesetzt (Zähne, Gehörne, Geweihe, Gifte [Gifttiere, Pharmakophagie]), andererseits wird versucht, den Feind durch Schreckstoffe (Alarmstoffe, Wehrsekrete; chemische Ökologie), Schreckstellungen oder Drohverhalten zu vertreiben. Die Tiergifte werden meist im Körper synthetisiert, können aber auch aus Giftstoffen in der Nahrung akkumuliert werden. Schreckstoffe sind entweder abschreckend wirkende Pheromone oder in speziellen Wehrdrüsen produzierte Sekrete, wie z.B. die Schreckstoffe mancher Fische (Elritze). Tarnung kann auf vielerlei Weise geschehen: z.B. maskieren sich manche Krabben (vor allem die Seespinnen) mit Gegenständen ihrer Umgebung. Es gibt Beispiele, bei denen Tarnfarben mit bestimmten Verhaltensweisen kombiniert werden: So ist das Federkleid der Rohrdommel durch Längsstreifung dem Schilfwald angepaßt (Schutzfärbung), wobei durch Pfahlstellung (Kopf und Schnabel nach oben gestreckt) die Tarnwirkung verstärkt wird. Farben spielen bei Schutzanpassungen eine große Rolle. Auffällige Farbtrachten oder Warntrachten treten bei ungenießbaren oder schlecht schmeckenden Tieren auf (Farbtafel Mimikry II). Durch Farbwechsel können Schutzanpassungen an wechselnden Untergrund erfolgen. Eine besondere Art der Schutzanpassungen ist die Autotomie, die z.B. bei Kopffüßern, Seesternen, Insekten, Eidechsen und Nagetieren vorkommt. Hierbei wird ein Körperglied abgeworfen und der Räuber durch dessen Eigenbewegungen von der eigentlichen Beute abgelenkt. Das Tier kann so oft die Flucht ergreifen, der autotomierte Körperteil wird in der Regel fast vollständig regeneriert. In diesem Zusammenhang steht auch die Schreckmauser (Abwerfen eines Teils des Großgefieders bei Ergreifen; Mauser) vieler Vögel. Zu den Schutzanpassungen im physiologischen Bereich gehören (außer dem Farbwechsel) Immunität und Resistenz. Haarkleid.
Schutzanpassungen
Schutztracht von Tieren: 1 Raupe des Himbeerspanners in Zweigstellung. 2 Ein Kiefernschwärmerpärchen ist von der Rinde kaum zu unterscheiden. 3 Ein Schmetterling, der ganz dem Blatt angepaßt ist. 4 Federmotte auf einer Nelkenblüte. 5 Hecht im Seichtwasser im Schatten einer Wasserpflanze. 6 Der Laubfrosch hat sich dem Blatt angepaßt. 7 Eier des Flußregenpfeifers auf einer Kiesbank. 8 Gut getarnte junge Flußregenpfeifer. 9 Bekassine im Schilf, erst erkennbar, als der Schnabel seitwärts gerichtet wurde. – Gegenschattierung, Somatolyse.
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