Lexikon der Biologie: Schweine
Schweine, Altweltliche Schweine, Suidae, Familie der Schweineartigen (Überfamilie Suoidea, Unterordnung Nonruminantia); nicht wiederkäuende Paarhufer von gedrungenem Körperbau. Kopf massig, mit beweglicher Schnauze (Rüssel) und drüsenreicher Rüsselscheibe mit den beiden Nasenöffnungen; Hals und Beine kurz; ursprüngliche Zahnformel (44 Zähne):
, Eckzähne (beim Eber die „Hauer“; vgl. Abb. 1 ) nach oben gekrümmt und zeitlebens nachwachsend. Das Körpergewicht der Tiere ruht auf der 3. und 4. Zehe; die 2. und 5. Zehe sind kurz und berühren nur auf weichem Untergrund den Boden (Afterklauen). Die meisten wild lebenden Schweine sind Dämmerungs- oder Nachttiere; alle Arten leben gesellig (Kontakttier). Als typische Allesfresser (Omnivoren) ernähren sie sich von allerlei Pflanzenteilen und auch von tierischer Kost. Ihr hervorragender Geruchssinn hilft ihnen dabei, auch unterirdische Nahrung (z.B. Wurzeln, Knollen, Pilze, Würmer) zu orten. Als Paradebeispiel für eine wenig spezialisierte Tiergruppe konnten sich die Schweine unterschiedlichen Klimaten und sehr verschiedenen Lebensräumen anpassen. Sie besiedeln daher heute weite Teile Europas, Asiens und Afrikas. Fossile Nachweise gibt es aus Europa ab dem frühen Oligozän, aus Afrika seit dem frühen Miozän und aus Asien seit dem späten Miozän. Rezent unterscheidet man 8 Arten und 76 Unterarten in den 5 Gattungen Buschschweine(Potamochoerus), Wildschweine(Sus), Warzenschweine(Phacochoerus), Waldschweine(Hylochoerus) und Hirscheber (Babyrousa;vgl. Abb. 2 ). Eine Art, das ursprünglich über Europa und Asien weitverbreitete und allzeit als Jagdtier begehrte Wildschwein (Sus scrofa, 3 Unterarten), hat der Mensch auch nach Nord- und Südamerika, nach Australien, Tasmanien und Neuseeland eingeführt, wo heute wild lebende Populationen existieren. – Ausgangsart für unser Hausschwein ( vgl. Abb. 3 ) war dieses europäisch-asiatische Wildschwein. Wahrscheinlich hatten sich Tiere aber auch schon vor ihrer Domestikation (Haustiere, Haustierwerdung) freiwillig, als Abfallverwerter, dem Menschen angeschlossen. Die ältesten Knochenfunde, die eindeutig vom Hausschwein stammen, sind 8500 Jahre alt (Jarmo/Irak). Weitere Funde – aus anderen Gegenden – sprechen aber dafür, daß das Wildschwein mehrfach vom Menschen in den Hausstand überführt wurde (W. Herre). H.H. Sambraus spricht von 3 Domestikationszentren, 2 davon befanden sich im Verbreitungsgebiet der Unterart Sus scrofa scrofa (Europäisches Wildschwein): der östliche Mittelmeerraum und das Gebiet südlich der Ostsee. In Südostasien, dem dritten Domestikationszentrum, gingen Hausschweine aus dem Bindenschwein, Sus scrofa vittatus (gilt heute als ausgestorben), hervor. Bis ins 18. Jahrhundert unterschieden sich die in Europa gehaltenen Hausschweine in Lebensweise (bzw. Haltungsbedingungen) und Aussehen kaum von Wildschweinen. Die gezielte Umzüchtung und das Einkreuzen ostasiatischer Hausschweine, Maßnahmen zur Leistungssteigerung, begannen erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Nach dem 2. Weltkrieg führte die bedarfsorientierte Zuchtwahl zu langen, mageren Schweinen (mit 1 Rippenpaar mehr als früher!) und ausgeprägtem Schinken („Vier-Schinken-Schwein“). Etwa 70% der derzeit in Deutschland gehaltenen Hausschweine gehören der „Deutschen Landrasse“ an. Weltweit werden gegenwärtig ca. 800 Millionen Hausschweine gehalten. Als Zentren der Schweinehaltung gelten China (mit angrenzenden Ländern), Europa und Nordamerika. Ausschlaggebend für die weltweite Bedeutung des Hausschweins als wichtiger Lieferant von Fleisch (Inhaltsstoffe vgl. Tab. ) ist vor allem seine hohe Fruchtbarkeit: Die Sauen werden bereits mit 6 Monaten geschlechtsreif und werfen 2mal im Jahr jeweils 8–14 Ferkel. Weiterhin sind die Omnivorie und die soziale Veranlagung der Tiere günstige Voraussetzungen für die Haltung und Ernährung. Landwirtschaft, Massentierhaltung, Paarhufer (Abb.).
H.Kör.
Schweine
Abb. 1: Schädel des Hausschweins (Sus scrofa domesticus)
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Wasser: 69,4 g | Vitamin B1: 900 μg | Natrium: 75 mg | Ölsäure: 3645 mg | |
Protein: 20,4 g | Vitamin B2: 230 μg | Kalium: 350 mg | Linolsäure: 595 mg | |
Fett: 8,9 g | Vitamin B6: 500 μg | Phosphor: 175 mg | Cholesterin: 70 mg | |
Mineralien: 1,0 g | Vitamin B12: 5 μg | Eisen: 890 μg | Purine: 150 mg |
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