Lexikon der Biologie: Sperma
Spermas [von *sperma- ], Samen, Samenflüssigkeit, Semen, das Ejakulat, bestehend aus dem Spermaplasma oder Seminalplasma, der eigentlichen Flüssigkeit, die durch Sekrete der akzessorischen Geschlechtsdrüsen (Geschlechtsorgane) gebildet wird, und den Spermien. Tiere mit äußerer Besamung (äußerer Syngamie) geben das Sperma ins umgebende Wasser ab, z.B. die männlichen Fische als „Milch“ (Besamung). Tiere mit innerer Besamung (innerer Syngamie) übertragen das Sperma mit dem Penis oder anderen Kopulationsorganen in die weibliche Geschlechtsöffnung hinein oder setzen es als Spermatropfen (z.B. Pinselfüßer) oder Spermatophore ab. Für die künstliche Besamung (artifizielle Insemination bei Nutztieren und Mensch) kann das Sperma tiefgefroren (Kryokonservierung, Tiefgefrier-Konservierung) oder gefriergetrocknet über viele Jahre aufbewahrt werden. – Beim Menschen ist das Sperma eine weißlich zähklebrige Flüssigkeit, die ihren charakteristischen Geruch durch Spermin und Spermidin erhält. Unmittelbar nach der Ejakulation wird es durch die Aktivität einer Prostata-Proteinase (clotting enzyme) gallertig-viskos. Dieses „geronnene“ Sperma wird anschließend durch proteolytische Prozesse wieder verflüssigt, wobei Tri- und Di-Peptide sowie freie Aminosäuren entstehen. Es ist leicht alkalisch (pH-Wert), wodurch es die Spermien vor dem sauren Milieu der Vagina schützt. Das Sperma-Plasma enthält u.a. CO2, verschiedene Ionen, Aminosäuren, Polyamine (Putrescin, Spermidin, Spermin), Kreatin, Ammoniak, Choline, Proteine (z.B. Albumine, Immunglobuline, α1-Antichymotrypsin, Lactoferrin, Proteinase-Inhibitoren), Enzyme (z.B. Lysozym, saure Phosphatase, Lactat-Dehydrogenase) – Eiweiß spaltende Enzyme ermöglichen ein besseres Durchdringen des Cervikalschleims im Muttermund (Gebärmutter) –, Kohlenhydrate (Fructose [1–5 g/l] für den Energie-Stoffwechsel der Spermien), Lipide, Prostaglandine, die das Aufwärtsschwimmen der Spermien in der Gebärmutter und den Eileitern fördern, sowie Hyaluronidase (Hyaluronsäure) und Akrosin (Akrosom), die zum Eindringen in die Eizelle bei der Befruchtung notwendig sind, ferner Hormone (z.B. Pregnenolon, Testosteron, Dehydroepiandrosteron, Östradiol). Etwa 10% des Spermas entstammen dem Hoden und bestehen aus den Spermien und der von den Sertoli-Zellen produzierten Flüssigkeit; bis 80% werden von den Bläschendrüsen, bis 30% von der Prostata gebildet. Das Spermavolumen eines Ejakulats beträgt 3,4 ±1,6 ml; pro ml sind (im Normalfall) bis über 100 Millionen Spermien vorhanden. Folgen mehrere Ejakulationen rasch aufeinander, so wird der als Spermien-Speicher fungierende Neben-Hoden entleert, und schon das 3. Ejakulat enthält kaum noch Spermien. Etwa 10% der Spermien sind mißgestaltet ( vgl. Infobox ): doppelköpfig als Folge unvollständiger Zellteilung, rundköpfig wegen fehlerhafter Zellstreckung, doppelschwänzig usw. (Sie bleiben in der Regel beim Aufwärtsschwimmen im weiblichen Genitaltrakt auf der Strecke, und nur etwa 300 bis 800 Spermien erreichen die Eileiter.) Dieser relativ hohe Prozentsatz mißgestalteter Spermien findet sich auch im normalen („gesunden“) Ejakulat, jedoch nur beim Menschen und Gorilla, nicht beim Schimpansen und allen anderen Primaten. Bei manchen Krankheiten und allgemein auch im hohen Alter ist die Zahl der mißgestalteten Spermien noch höher; ab 40% wird von Teratospermie gesprochen. Bei Enthaltsamkeit nehmen Zahl und Dichte der Spermien bis zum 10. Tag kontinuierlich etwa auf bis das 10fache zu, um dann wieder abzunehmen. Das normale Sperma enthält auch einige weitere Zellformen: Spermatogonien und Spermatocyten, Sertoli-Zellen, abgestoßene Epithelzellen und Leukocyten. Begattungsorgane, Impotenz, Onanie, Reproduktionsbiologie, Samenleiter, Spermatogenese, Spermiogramm.
U.W./D.Z.
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