Lexikon der Biologie: Steinbrech
Steinbrechm,Saxifraga, vorwiegend in den gemäßigten Zonen vorkommende, aber bis in arktisch-alpine Regionen vordringende Gattung der Steinbrechgewächse mit ca. 370 Arten; 1jährige Kräuter oder Stauden mit einfachen, ganzrandigen bis gelappten Blättern (Ränder häufig mit kalkabscheidenden Hydathoden) und kleinen, meist weißen, radiären, 4–5zähligen Blüten, die zu wenigen bis vielen an den Blütenstengeln stehen. Viele Arten sind polster- (Polsterpflanzen) oder rosettenbildende (Rosette) Hochgebirgspflanzen, die in Ritzen oder Spalten von Felsen wachsen (Name!). Der Blaugrüne Steinbrech (Saxifraga caesia) bildet dichte Kugelpolster, deren spatelförmige Blätter zurückgebogen und oberseits oft mit Kalk inkrustiert sind; 2–6 weiße Blüten stehen an einem langen Stengel (in Gebirgen Mittel- und Südeuropas bis 3000 m; auf Kalkfelsen, in Steinrasen; Alpenschwemmling; geschützt). Eine Pflanze der Ebene bis mittleren Gebirgslagen von fast ganz Europa ist der 1jährige, klebrig behaarte und oft gelb-rot gefärbte Dreifinger-Steinbrech (Saxifraga tridactylites) mit 3–5lappigen Blättern und weißen Blüten (in Trockenrasen, Sandfeldern, an Wegen; vor allem in Frühlingspionier-Gesellschaften von Wärmegebieten). Weichfleischige, längliche, am Rande bewimperte Blätter hat der Fetthennen-Steinbrech (Saxifraga aizoides); seine gelben, oft orange punktierten Blüten stehen zu 5–12 an einem reich beblätterten Stengel (lockerrasig in Quellfluren, an Bachrändern und überrieseltem Fels; in den Alpen bis 3000 m; arktisch-alpin, circumpolar). Gleiche Verbreitung hat der Gegenblättrige Steinbrech (Saxifraga oppositifolia); er bildet flache Polster und hat blaugrüne, am Rande bewimperte, nur 2–5 mm lange Blätter mit Kalkgrübchen sowie einzeln stehende, weinrote Blüten mit grauvioletten Staubblättern (mehrere Unterarten; auf Kalkschutt, in Felsspalten). Der Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata;Europa IX ) hat grundständige, langgestielte, nierenförmige, am Rand gekerbte Blätter und bildet in den unteren Blattachseln Bulbillen aus; seine weißen Blüten stehen in Trugdolden an einem wenigblättrigen Stengel (in Halbtrockenrasen, lichten Wäldern, bevorzugt Lehmböden; Ebene bis mittlere Gebirgslagen, fast ganz Europa). In Schneetälchen und auf Schneeböden der alpinen Stufe von Mittel- und Osteuropa findet man den lockere Rasen bildenden Mannsschild-Steinbrech (Saxifraga androsacea) mit spatelig-lanzettlichen, hellgrünen Blättern und zu 1–3 an einem langen Stengel stehenden weißen Blüten. Sehr formenreich ist der Moschus-Steinbrech (Saxifraga moschata), eine drüsig behaarte, geschützte Rosettenpflanze mit spaltigen Blättern (in lückigen Steinrasen der alpinen Stufe von mittel- und osteuropäischen Gebirgen). Bis 50 cm hoch wird der Rundblättrige Steinbrech (Saxifraga rotundifolia) mit lang gestielten, hellgrünen, grob gezähnten Blättern und in lockeren Rispen stehenden weißen, am Grund rot gepunkteten Blüten (in Bergmischwäldern und Hochstaudenfluren der Alpen bis 2200 m sowie der Gebirge Mittel- und Südeuropas). Der Stern-Steinbrech (Saxifraga stellaris) bildet einzelne Rosetten mit Ausläufern; er hat verkehrt-eiförmige, vorne gezähnte Blätter und weiße, innen gelb gefleckte Blüten mit umgeklappten Kelchblättern (in Quellfluren, auf überrieseltem Fels; Kaltwasserspezialist; arktisch-alpin, in Alpen bis 3000 m; geschützt). Sehr selten und ebenfalls geschützt ist der polsterbildende Trauben-Steinbrech (Saxifraga paniculata syn. Saxifraga aizoon); seine halbkugeligen Rosetten bestehen aus fleischig-harten, zungenförmigen Blättern, die am gezähnten Rand Kalkgrübchen aufweisen; die weißen, oft rot gepunkteten Blüten bilden eine reichblütige Rispe (wärmeliebend; in Felsspalten von Kalkgebieten der montanen bis alpinen Höhenlagen; circumpolar). Zahllose Arten der Gattung sind als Bodendecker und Steingartenpflanzen in Kultur. Der Pracht-Steinbrech (Saxifraga cotyledon) ist eine Pflanze der skandinavischen Gebirge ( Europa II ). Das üppig weiß oder hellrosa blühende Porzellanblümchen (Saxifraga umbrosa;vgl. Abb. ), dessen Rosetten dichte Teppiche bilden, stammt aus den Pyrenäen. Der Judenbart (Saxifraga stolonifera syn. Saxifraga sarmentosa;Asien IV ), der sich seiner langen, dekorativ herabhängenden Ausläufer wegen zur Bepflanzung von Ampeln eignet, stammt aus China und Japan. Als nicht frostharte Pflanze wird er bei uns vor allem als Zimmerpflanze kultiviert. ä Steinbrechgewächse .
Y.S./N.D.
Steinbrech
1 Schatten-Steinbrech, Porzellanblümchen, Jehowablümchen (Saxifraga umbrosa);2 Blühender Steinbrech (Saxifraga spec.)
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