Lexikon der Biologie: tiergeographische Regionen
tiergeographische Regionen, zoogeographische Regionen, Faunenregionen, Gebiete auf der Erde mit gemeinsamem zoologischem Arteninventar, die sich durch charakteristische Arten, insbesondere Endemiten, auszeichnen.
A)Festland: Einteilung der Erde (Biodiversität) nach dem Grad der regionalen Unterschiede in der Besiedlung mit einer charakteristischen Tierwelt in 5 (oder 6) Regionen (Biogeographie, Tiergeographie). Besonderes Gewicht haben dabei höhere endemische Taxa (Endemiten), neben Gattungen, vor allem Unterfamilien, Familien und Ordnungen, die in ihrer Verbreitung jeweils auf eine tiergeographische Region beschränkt sind. In der Regel ist zur Definition einer eigenen tiergeographischen Region erforderlich, daß mindestens 50% der dort lebenden Arten endemisch sind, wobei vor allem Wirbeltiere und Insekten berücksichtigt werden, deren wesentliche evolutive Entfaltung zu den heutigen Gruppen großenteils erst im Tertiär erfolgte (Erdgeschichte [Tab.]), zu dessen Beginn auch die heutige Verteilung der Kontinente erreicht war (Kontinentaldrifttheorie [Abb.], Plattentektonik). Zur zusätzlichen Charakterisierung einer tiergeographischen Region geeignet ist auch der Hinweis auf ekdemische Gruppen, d.h. Tiergruppen, die in anderen tiergeographischen Regionen verbreitet sind, der betrachteten Region jedoch fehlen. Die noch heute gültige Gliederung der Erde in tiergeographische Regionen geht auf P.L. Sclater (1858) und A.R. Wallace (1876) zurück. Aufgrund bestimmter faunistischer Beziehungen lassen sich bestimmte tiergeographische Regionen jeweils einem Faunenreich zuordnen. Daraus ergibt sich folgende Einteilung ( vgl. Abb. ):
1. Megagäa (= Arktogaea) mit den tiergeographischen Regionen:
a) holarktische Region = Holarktis, mit den Unterregionen Paläarktis (Asien, Europa, Mediterranregion) und Nearktis (Nordamerika)
b) orientalische Region = indische Region = Orientalis (Asien), mit einem indoaustralischen Zwischengebiet (Wallacea, Orientalis [Abb.])
c) äthiopische Region = Äthiopis, mit den Unterregionen Afrikanische Subregion (Afrika) und Madagassische Subregion.
Orientalische und äthiopische Region werden als Paläotropis zusammengefaßt.
2. Neogäa mit der d) neotropischen Region = Neotropis (Südamerika)
3. Notogäa mit der e) australischen Region (Australis); deren Unterregionen sind: kontinentalaustralische Subregion (Australien), Neuseeländische Subregion, Polynesische Subregion
4. Antarktis mit der f) antarktischen Region (Polarregion). Diese wird vielfach nicht als eigene Region (und Reich) anerkannt, da sie keine endemischen Wirbeltiere besitzt.
Die genannten tiergeographischen Regionen decken sich im wesentlichen mit den Florenreichen (Abb.) der Pflanzengeographie. Dort wird lediglich eine südafrikanische Region (Capensis) als eigenes Florenreich abgetrennt, während in der Fauna keine solche Sonderstellung erkennbar ist. Die Grenzen der tiergeographischen Regionen decken sich zum Teil mit denen der Kontinente, zum Teil mit großräumigen geographischen und ökologischen Verbreitungsschranken (z.B. Himalaya, Sahara), sind jedoch nicht immer scharf. So finden sich Übergangsgebiete zu benachbarten Regionen z.B. in der Sahara, im östlichen Grenzbereich von Orientalis und Paläarktis und in Mexiko. Eine besonders eigenständige und in mancher Beziehung altertümliche Fauna haben aufgrund langer Isolation die Neotropis (Südamerika), die Australis (Australien) und die Madagassische Subregion. Manche faunistischen Beziehungen zwischen heute zum Teil weit getrennten tiergeographischen Regionen gehen auf ehemalige Landverbindungen (z.B. Beringbrücke zwischen Paläarktis und Nearktis; Europa, Nordamerika) oder einen ehemaligen Zusammenhang (z.B. Südamerika und Afrika bis zur Kreide-Zeit [Kreide]; Kontinentaldrifttheorie) zurück (Brückentheorie, Inselbiogeographie, Migrationsbrücke).
B)Meer: Eine regionale Gliederung der Meeresfauna (Meeresbiologie) ist schwieriger und vor allem für die Küstenfauna (Litoral) durchgeführt, da die Litoralgebiete zum Teil stark voneinander isoliert sind. Man unterscheidet 3 Regionen:
a) die boreale Region, welche die Küsten der Kontinente nördlich der Tropen umfaßt;
b) die tropische Region der Tropenländer (tropisches Reich);
c) die antiboreale Region, für die Küsten südlich der Tropen.
Die Gliederung richtet sich im allgemeinen mehr nach ökologischen Faktoren, vor allem der Wasser-Temperatur. Man kann daher eine nördliche und südliche Kaltwasserfauna von einer tropisch-subtropischen Warmwasserfauna unterscheiden. Ein Beispiel für die Fauna einer zur borealen Region gehörigen Subregion ist die Mittelmeerfauna.
G.O.
tiergeographische Regionen
Die Karte zeigt die tiergeographischen Regionen (Grenzen farbig) und die Florenreiche (Grenzen schwarz) auf der Erde. Die Grenzen der tiergeographischen Regionen sind mit ausgezogenen, die der Unterregionen (Subregionen) mit gestrichelten Linien gekennzeichnet. Übergänge zwischen benachbarten Regionen (in Mittelamerika, der Sahara und an der Grenze Paläarktis–Orientalis) sind schraffiert. Die Wallacea stellt in ihrer Gesamtheit ein Übergangsgebiet zwischen Orientalis und Australis dar.
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