Lexikon der Biologie: Walnußgewächse
Walnußgewächse, Nußbaumgewächse, Juglandaceae, vor allem in nördlich-gemäßigten und subtropischen Gebieten der Nordhalbkugel beheimatete Familie der Walnußartigen mit 7 Gattungen (u.a. Engelhardia, Hickory [Carya], Oreomunnea, Platycarya, Pterocarya, Walnuß [Juglans]) und ca. 60 Arten. Laubwerfende Bäume mit meist wechselständigen, unpaarig gefiederten Blättern und eingeschlechtigen, in der Regel einhäusig verteilten Blüten mit 4zipfliger, teils reduzierter Blütenhülle. Die staminaten Blüten stehen zu vielen in reichblütigen, hängenden Kätzchen, die sich an vorjährigen Achselknospen entwickeln, die karpellaten Blüten zumeist zu wenigen in aufrechten Ähren an den Enden neuer Triebe; sie werden vom Wind bestäubt (Anemogamie). Aus dem unterständigen, aus 2 verwachsenen Fruchtblättern bestehenden Fruchtknoten entwickelt sich eine Nuß oder Steinfrucht. Die beiden Gattungen Platycarya (1 Art; China) und Flügelnuß (Pterocarya, 10 Arten; vom Kaukasus bis China) haben trockene Nußfrüchte, die durch den Wind ausgebreitet werden. Arten der Flügelnuß, wie Pterocarya fraxinifolia oder Pterocarya stenoptera, werden wegen ihrer auffallend großen Blätter und bis 45 cm langen, gelbgrünen Blütenkätzchen, aus denen sich dekorative Fruchtstände entwickeln, als Zierbäume gepflanzt. Die übrigen Gattungen bilden Steinfrüchte. Die Gattung Walnuß (Juglans) ist mit ca. 15 Arten in Amerika und von der Balkanhalbinsel bis Ostasien verbreitet. Ihre Steinfrucht (Walnuß; Inhaltsstoffe ßä vgl. Tab. 1 ) hat eine grüne, fasrig-ledrige Außenhülle (Verwachsungsprodukt aus Fruchtknotenwand, Blütenhülle, Vor- und Tragblättern), die bei Reife aufspringt und den Steinkern ( ßä vgl. Abb. ) mit verholzter Fruchtinnenwand freigibt. Letztere öffnet sich bei der Keimung längs einer Trennlinie, zu der die Verwachsungsnaht der Kotyledonen des Samens senkrecht steht. Seit der Jungsteinzeit wächst die formenreiche, von Südeuropa über Zentralasien bis China heimische Walnuß i.e.S. (Walnußbaum, Nußbaum, Juglans regia; ßä vgl. Abb. und Kulturpflanzen III , Obst I ) auch in Mitteleuropa. Es ist die einzige Art der Gattung mit ganzrandigen (nicht gezackten) Fiederblättchen. Heute wird der spätfrostempfindliche Baum in milderen Gegenden angepflanzt ( ßä vgl. Tab. A ), wo er gelegentlich verwildert. Genutzt werden die Samen (enthalten über 60% Fett und 14% Protein), die roh gegessen oder zu Backwaren und Konfekt verarbeitet werden. Aus ihnen gepreßtes Walnußöl (Inhaltsstoffe ßä vgl. Tab. 3 ) findet Verwendung als Speiseöl sowie zur Herstellung von Kosmetika, Seifen und Fetten. Das feste, schön gefärbte und gemaserte Holz (Nußbaum; Holzarten ) ist ebenfalls sehr begehrt. Eßbare Samen und für die Möbel- bzw. Furnierherstellung geeignete Edelhölzer liefern auch die in Nordamerika heimischen, in Mitteleuropa forstmäßig eingebrachten Arten Butternuß (Juglans cinerea) und Schwarznuß (Juglans nigra). Die reichlich Gerbstoffe, etherisches Öl und Juglon enthaltenden Fruchtschalen und Blätter der Walnuß lassen sich zum Färben bzw. arzneilich nutzen. Als Gerbstoffdroge dienen sie vor allem zur Behandlung von Hauterkrankungen und entzündeten Schleimhäuten (im Mund, Rachen, Magen und Darm). Manche Walnuß-Arten sind wegen ihrer ausladenden Krone als Park- oder Alleebäume beliebt. Die hauptsächlich im Osten Nordamerikas und Südostasien heimische Gattung Hickory (Carya; ca. 25 Arten; ßä vgl. Abb. ) zeichnet sich aus durch verzweigte männliche Kätzchen sowie eine 4klappig aufplatzende Fruchtaußenschale. Die Arten Pekannuß (Carya illinoinensis syn. Carya pecan; Inhaltsstoffe ßä vgl. Tab. 2 ; Kulturpflanzen III ) und Schuppenrindenhickory (Carya ovata; liefert Hickorynüsse; Nordamerika V ), werden ihrer Früchte und ihres elastischen Holzes wegen in den USA in ca. 300 Sorten auf großen Plantagen angebaut und großtechnisch verarbeitet. Die schmackhaften, über 70% Fett enthaltenden Samen lassen sich in Süßspeisen bzw. frisch oder gesalzen genießen; das Holz eignet sich besonders für Sportgeräte wie Skier sowie Werkzeugstiele und auch Möbel. Weitere Hickory-Arten mit eßbaren Nüssen sind die Ferkelnuß (Carya glabra), die Königsnuß (Carya laciniosa) und die Spottnuß (Carya tomentosa). Die Samen der Bitternuß (Carya cordiformis) sind nicht zum Verzehr geeignet, das Holz dient jedoch zum Räuchern von Schinken. Die genannten Arten werden auch als Ziergehölze gepflanzt. Knospe (Abb.).
N.D.
Walnußgewächse
Walnußbaum (Juglans regia):1 Wuchsform, 2 Blatt- und Fruchtform, 3 oben Querschnitt, unten Längsschnitt (median) durch einen Steinkern; 4 Hickory-Zweig (Carya)
Walnußgewächse
Tab. 1: Einige Inhaltsstoffe der Walnuß (in 100 g eßbarem Anteil).
Energiegehalt: 2826 kJ = 669 kcal
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Wasser: 4,4 g | Carotin*: 50 μg | Kalium: 545 mg | |
Protein: 14,4 g | Vitamin E: 6,2 mg | Magnesium: 130 mg | |
Fett: 62,5 g | Vitamin B1: 340 μg | Calcium: 85 mg | |
Kohlenhydrate: 12,1 g | Vitamin B2: 120 μg | Eisen: 2500 μg | |
Ballaststoffe: 4,6 g | Folsäure: 75 μg | Zink: 2700 μg | |
Mineralien: 2,0 g | Biotin: 2–35 μg | Linolsäure: 34,1 g |
* Carotin = Summe aller Provitamin A-Carotinoide
Tab. 2: Einige Inhaltsstoffe der Pekannuß (in 100 g eßbarem Anteil).
Energiegehalt: 3130 kJ = 741 kcal
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Wasser: 3,2 g | Carotin*: 80 μg | Magnesium: 140 mg | |
Protein: 9,3 g | Vitamin E: 3,1 mg | Calcium: 75 mg | |
Fett: 72,0 g | Vitamin B1: 860 μg | Eisen: 2400 μg | |
Kohlenhydrate: 13,9 g | Vitamin B2: 130 μg | Ölsäure: 42,6 g | |
Mineralien: 1,6 g | Vitamin C: 2 mg | Linolsäure: 16,9 g |
* Carotin = Summe aller Provitamin A-Carotinoide
Walnußgewächse
Tab. 3: Einige Inhaltsstoffe des Walnußöls (in 100 g eßbarem Anteil).
Energiegehalt: 3781 kJ = 896 kcal
Palmitinsäure: 6700 mg
Stearinsäure: 1900 mg
Ölsäure: 15.700 mg
Linolsäure: 57.500 mg
Linolensäure: 13.400 mg
Cholesterin: 1–2 mg
Vitamin E: 3 mg
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