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Lexikon der Chemie: amorph

amorph (griech. amorphos "gestaltlos"), Bezeichnung für den Zustand fester Stoffe, bei dem die Bausteine (Atome, Ionen oder Moleküle) keine periodische Anordnung über einen größeren Bereich (Fernordnung) aufweisen. In a. Stoffen sind die Bausteine aber auch nicht völlig regellos und rein statistisch, sondern so verteilt, daß eine gewisse Regelmäßigkeit und Ähnlichkeit mit dem kristallinen Zustand hinsichtlich Abstand und Orientierung der nächsten Nachbarn erkennbar sind (Nahordnung). A. Stoffe entsprechen damit in ihrer Struktur den Flüssigkeiten, unterscheiden sich aber von ihnen durch die fehlende Teilchenbeweglichkeit und werden deshalb auch als unterkiihlte Flüssigkeiten mit sehr großer innerer Reibung bezeichnet. Sie haben alle das mehr oder weniger große Bestreben, in den kristallinen Zustand überzugehen. Die Rekristallisation verläuft oft äußerst langsam, kann aber durch Erwärmen beträchtlich beschleunigt werden.

Feste a. Stoffe sind im Gegensatz zu den anisotropen Kristallen isotrop. Sie haben keinen definierten Schmelzpunkt, sondern gehen allmählich über langsames Erweichen in den flüssigen Zustand über. Ihre experimentelle Unterscheidung von kristallinen Phasen kann mit Hilfe der Röntgenbeugung erfolgen, die für sie keine scharfen, sondern nur wenige diffuse Interferenzen bei kleinen Beugungswinkeln liefert. Stoffe mit einem derartigen Röntgenbeugungsdiagramm bezeichnet man als röntgenamorph. Es hat sich gezeigt, daß von den in der Natur vorkommenden Stoffen nur sehr wenige röntgenamorph sind.

Für die Herstellung des a. Zustandes gibt es eine Vielzahl von Methoden, von denen jedoch nur wenige universell anwendbar sind und die meisten nur für wenige Substanzen Bedeutung haben. Die wichtigsten Methoden sind: Aufdampfen auf eine tiefgekühlte Oberfläche (besonders zur Erzeugung a. dünner Schichten angewendet), sehr rasches Abkühlen einer Schmelze unter ihren Erstarrungspunkt (besonders für Silicat-, Borat-, Phosphatgläser und a. Halbleiter angewendet), Ausfällen aus Lösungen, Amorphisieren kristalliner Stoffe durch starke mechanische Beanspruchung, wie Mahlen oder Polieren, durch Bestrahlung mit energiereichen Teilchen, wie Ionen oder Neutronen u. a.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
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Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
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Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


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