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Lexikon der Chemie: Astat

Astat, früher Astatin, Symbol At, (nach griech. "astatos" unbeständig benannt), radioaktives, sehr kurzlebiges chem. Element aus der VII. Hauptgruppe des Periodensystems, der Gruppe der Halogene, Nichtmetall; Z. 85, Massenzahlen der bisher beschriebenen Isotope 196 bis 219 (je 2 Kernisomere der Massenzahlen 198, 200, 202, 212), Atommasse (stabilstes Isotop) 210 (t1/2 8,1 h, K-Einfang (99,83 %), α-Emission (0,17), Wertigkeit -I, +I, +V, +VII, F. ≈ 300 °C, Kp. ≈ 370 °C, Standardelektrodenpotential (At-/At2) + 0,25 V.

Die Isotope 215At , 218At und 219At kommen, durch sehr kurze Halbwertszeiten gekennzeichnet (t1/2 1,64·10-4 s, α-Emission; 1,3 s, α (99,9 %), β (0,1 %); 0,9 min, α (97 %). β (3 %), in der Natur als Glieder der natürlichen Zerfallsreihen im Ergebnis von β-Zerfall des Poloniums bzw. α-Zerfall des Franciums in äußerst geringen Mengen (Astatgehalt der Lithosphäre etwa 70 mg) vor.

Die relativ stabilen Isotope der Massenzahlen 209 bis 211, deren Halbwertszeiten zwischen 5,5 und 8,1 h liegen, werden als Gemisch durch Bestrahlung von Bismut-209 mit α-Strahlen von 30 bis 50 MeV z. B. gemäß 20893Bi + 42H → 21815At + 2 10In oder aus Thorium bzw. Uran mit hochenergetischen Protonen über Spallationsreaktionen erhalten und von den Begleitelementen auf naßchem. Wege oder über Gasthermochromatographie abgetrennt. A. bildet mit anderen Halogenen Interhalogenverbindungen. AtCl, AtBr, AtI. Starke Reduktionsmittel reduzieren A. zu At-; Astatwasserstoff, HAt, ist ein stärkeres Reduktionsmittel als Iodwasserstoff HI. Milde Oxidationsmittel, wie Fe3+ oder Br2 führen A. in die Stufe der hypoastatigen Säure, HAtO, über. Mit starken Oxidationsmitteln,wie Peroxodisulfat, wird Oxidation zu Astatat(V), [AtO3]-, erreicht, während Xenondifluorid At- in heißer, alkalischer Lösung zu Perastatat, Astatat(VII), [AtO4]- zu oxidieren vermag. Zahlreiche astatorgansiche Ver-bindungen, z. B. C2H5At, C6H5At, C6H4AtX (X = Cl, Br, I) und AtCH2COOH, konnten erhalten werden. Alle At-Verbindungen konnten ausschließlich in Tracer-Experimenten nachgewiesen werden.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


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