Lexikon der Chemie: Cyanamid
Cyanamid, NH2CN, farblose, hygroskopische, orthorhombische Kristalle, F. 45 °C. Man erhält C. durch Hydrolyse des im technischen Maßstab nach dem Frank-Caro-Verfahren gewonnenen Kalkstickstoffs: CaNCN + H2O + CO2 → NH2CN + CaCO3.
C. dimerisiert oberhalb 80 °C zu dem ebenfalls farblosen, kristallinen Dicyandiamid, NCN=C(NH2)2. C. ist in Wasser, Aceton, Ether, Ethanol und Dioxan gut, in Benzol und Chloroform wenig, in Hexan nicht löslich.
C. ist eine schwache, zweibasige Säure (pKS1= 10,26, pKS2= 14,60); das Cyanamid-Anion, [NCN]2-, isoster mit Cyanat, [NCO]-, ist als Pseudochalkogenid zu klassifizieren. Dialkalicyanamide wie Dinatriumcyanamid, Na2NCN, sind farblose, wasserlösliche Verbindungen, D. 1,96 g cm-3, F. 550 °C (Z.), Bleicyanamid, PbNCN, zitronengelbes Pulver, dient als Rostschutzpigment.
C. wird zur Herstellung von Zwischenprodukten für Pharmazeutika oder Agrochemikalien eingesetzt, dient in der Landwirtschaft zum chem. Hopfenausputzen und zur Unkrautbekämpfung in Hopfengärten, ferner als Entlaubungsmittel.
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