Direkt zum Inhalt

Lexikon der Chemie: Ethylenglycol

Ethylenglycol, kurz Glycol, Ethan-1,2-diol, HO-CH2-CH2-OH, der einfachste, zu den Glycolen gehörende Alkohol, eine viskose, süßschmeckende, hygroskopische, farb- und geruchlose Flüssigkeit; F. 13 °C, Kp. 197 °C, nD20 1,4313. E. ist mit Wasser und Ethanol mischbar, aber unlöslich in Ether. Es ist eine Verbindung mit toxischen Eigenschaften und darf deshalb nicht für Kosmetika oder in der Lebensmittelindustrie verwendet werden. E. ist sehr reaktionsfähig, bei der Oxidation entstehen je nach Reaktionsbedingungen unterschiedliche Produkte (Abb.). Mit Reagenzien wie Blei(IV)-acetat oder Periodsäure tritt Glycolspaltung ein. Beim Erhitzen mit Schwefelsäure oder Toluolsulfonsäure wird 1,4-Dioxan gebildet, während beim Erwärmen mit Phosphorsäure Diglycol oder auch Polyethylenglycole entstehen. Mit Chlorwasserstoff bildet sich zunächst Ethylenchlorhydrin und erst bei höheren Temperaturen 1,2-Dichlorethan.



Ethylengylcol. Abb.: Oxidationsprodukte.

Gewinnung. Im Labor wird E. durch Hydrolyse von 1,2-Dichlorethan oder Ethylenchlorhydrin, großtechnisch aus Ethylenoxid mit Wasser bei 160 bis 200 °C und einem Druck von etwa 2·103 kPa gewonnen. Als Nebenprodukte entstehen bei der Ethylenoxidreaktion Di-, Tri- und Polyethylenglycole. Durch Umsetzung von Ethylenoxid und Alkoholen oder Carbonsäuren erhält man die technisch wichtigen Glycolmonoether und -monoester.

Verwendung. E. wird ähnlich dem Glycerin als Gefrierschutzmittel für Kühlwasser und als Bremsflüssigkeit für Kraftfahrzeuge verwendet. Zugleich dient es als Lösungsmittel für Celluloseester und Farbstoffe sowie zur Herstellung von Druck- und Stempelfarben. Hochgereinigtes E. wird zur Herstellung von Elektrolytkondensatoren verwendet. Der Salpetersäureester ist ein wichtiger Sicherheitssprengstoff im Bergbau. Mit Terephthalsäure werden Polyesterfaserstoffe hergestellt. Die Ester und Ether des E. sind Weichmacher und Ausgangsstoffe oder auch Lösungsmittel für Nitrolacke. Die Monocarbonsäureester werden als Waschrohstoffe, Netzmittel und Emulgatoren eingesetzt.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.