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Lexikon der Chemie: Glycerintrinitrat

Glycerintrinitrat, Nitroglycerin, Sprengöl, CH2O(NO2)-CHO(NO2)-CH2O(NO2), der Salpetersäuretriester des Glycerins. Die Bezeichnung Nitroglycerin ist irreführend, da keine Nitroverbindung mit der dafür typischen C-N-Bindung, sondern ein Ester der Salpetersäure vorliegt. G. ist eine ölige, farblose bis schwach gelbliche, geruchlose, hochexplosive Flüssigkeit; D. 1,596 g cm-3. Es ist in Wasser, Alkohol, Petroläther und Kohlenstoffdisulfid schwer löslich und mit Ether in jedem Verhältnis mischbar. G. ist sehr giftig, das Einatmen größerer Mengen ruft Kopfschmerzen, Hitzegefühl und Pulsbeschleunigung hervor. In reinem Zustand ist G. unbegrenzt haltbar, explodiert jedoch bei Stoß, Schlag oder Überhitzung sehr heftig (Detonationsgeschwindigkeit 7450 m s-1); der Zerfall erfolgt dabei etwa nach der Gleichung 4 C3H5(ONO2)3 → 12 CO2 + 10 H2 + 6 N2 + O2. Zur Herstellung von G. läßt man Glycerin in gut gekühlte Nitriersäure (konz. Schwefelsäure und konz. Salpetersäure) einfließen.

G. ist ein äußerst starker, sehr schlagempfindlicher Sprengstoff, der wegen seiner Gefährlichkeit nur in Sprengstoffgemischen und bei der Herstellung von Glycerintrinitratpulvern verwendet wird. Eine wichtige Eigenschaft ist seine Gelatinierbarkeit durch kleine Mengen von Collodiumwolle, mit der es die Sprenggelatine bildet. Pulverförmigen Sprengstoffen wird G. zur Erhöhung ihrer Stärke und Detonationsfähigkeit in Höhe von 4 bis 6 %, den "halbplastischen" Sprengstoffen in Höhe von 8 bis 15 % zugesetzt; bei höheren Gehalten muß es zur Verhinderung des Ausschwitzens gelatiniert sein. Sprengstoffe mit mehr als 20 % gelatiniertem G. sind plastisch.

In der Medizin wird G. aufgrund seiner gefäßerweiternden Eigenschaften zur Behandlung von Angina pectoris und anderen Gefäßerkrankungen verwendet. Als Koronarpharmakon eignet es sich wegen des schnellen Wirkungseintritts hervorragend zur Beseitigung des akuten Angina-pectoris-Anfalls.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


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