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Lexikon der Chemie: Hydantoinase

Hydantoinase, Dihydropyrimidinase, ein zu den Hydrolasen gehörendes Enzym, das die Spaltung von 5,6-Dihydrouracil zu Ureidopropionat, aber auch die Hydrolyse von Aminosäurederivaten von Hydantoinen katalysiert. Die D-H. kommt weit verbreitet in Bakterien (z. B. Aerobacter cloaceae, Pseudomonas striata), Hefen (u. a. Candida utilis, Pichia vini) sowie in pflanzlichen und tierischen Extrakten vor und besitzt unabhängig von der Herkunft eine breite Substrat- und strenge Stereospezifität. Zwischen dem natürlichen Substrat dieses Enzyms (Dihydrouracil) und einem d,l-5-monosubstituierten Hydantoin besteht Strukturanalogie. Bei der enzymatischen Spaltung von 5-monosubstituierten Hydantoinen entsteht zuerst eine N-Carbamoylaminosäure, aus der nachfolgend die freie Aminosäure gebildet wird.

Diese Reaktionen eignen sich für die Produktion vieler N-Carbamoyl-D-Aminosäuren (z. B. unter Verwendung von P. striata), wobei der Carbamoylrest anschließend chemisch abgespalten wird. Gegenüber der Aminoacylasereaktion hat dieses Verfahren den Vorteil, daß man die 5-monosubstituierten Hydantoine direkt als Substrat einsetzen kann und es nicht den Umweg über die D,L-Aminosäuren und deren Derivate (N-Acetyl-D,L-aminosäuren) erfordert.

Während die D-H. in der Natur ubiquitär verbreitet ist, wurden L-spezifische Spaltungen von D,L-monosubstituierten Hydantoinen nur für wenige Mikroorganismen beschrieben (z. B. Clostridium oroticum, Flavobacterium ammoniagenes). Breitere industrielle Anwendung bei der Herstellung aromatischer L-Aminosäuren sowie deren Derivaten findet bisher nur F. ammoniagenes. Mit der H. aus Pseudomonas hydantoinophilum konnten D-Aminosäuren direkt aus entsprechenden Hydantoinen hergestellt werden.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


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