Lexikon der Chemie: Kern-Overhauser-Effekt
Kern-Overhauser-Effekt, NOE(Abk. von engl. nuclear overhauser enhancement), Intensitätsänderung von NMR-Signalen durch Anwendung spezieller Meßverfahren (NMR-Spektroskopie). Sind zwei Protonen HA und HB in einem Molekül so in enger räumlicher Nachbarschaft angeordnet, daß eine Dipolwechselwirkung durch den Raum zwischen ihnen möglich ist, dann beobachtet man bei Einstrahlung eines zusätzlichen magnetischen Wechselfeldes, dessen Frequenz mit der Resonanzfrequenz von H. übereinstimmt, eine Vergrößerung der Fläche unter dem Signal von HA. Ursache dafür ist eine Verkürzung der Spin-Gitter-Relaxationszeit für HA. Der K. kann immer dann nachgewiesen werden, wenn sich magnetische Kerne näher kommen als 0,3 nm. Moderne Meßverfahren erlauben die gleichzeitige Bestimmung aller in einem Molekül vorkommenden K. qualitativ und quantitativ. Kombiniert mit Berechnungen durch Molecular Modelling-Verfahren können komplexe Strukturen bestimmt werden (z. B. Proteine). Er ist deshalb von besonderem Wert für die Bestimmung von Molekülgeometrien. Eine praktische Konsequenz des K. besteht darin, daß bei Doppelresonanzexperimenten die Intensitäten nicht mehr der Anzahl der Kerne proportional sein müssen.
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