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Lexikon der Chemie: lithiumorganische Verbindungen

lithiumorganische Verbindungen, Organolithiumverbindungen, zur Gruppe der elementorganischen Verbindungen gehörende farblose, in Kohlenwasserstoffen lösliche, in flüssiger und fester Phase sowie in Lösung zu Oligomeren oder Polymeren assoziierte Alkyl- oder Arylderivate des Lithiums. Ihre Reaktivität wird durch den deutlich ionischen Charakter der Kohlenstoff-Lithium-Bindung -/ Cδ--Liδ+ bestimmt. Somit sind l. V. gute Nucleophile und starke Basen. Sie vermögen auch extrem schwache Säuren, wie CH-acide Verbindungen, zu deprotonieren und damit zu metallieren, z. B. (C6H5)3CH + C4H9-Li → (C6H5)3C-Li + C4H10, oder an polare Doppelbindungssysteme zu addieren, z. B. C6H5-Li + R2C=O → C6H5R2C-O-Li+. Insgesamt zeigen l. V. ein den Grignard-Verbindungen vergleichbares Reaktionsverhalten, sind in ihrer Reaktivität diesen aber deutlich überlegen. Sie sind außerordentlich oxidationsempfindlich, an der Luft oft pyrophor. Mit Wasser reagieren sie explosionsartig.

Methyllithium, CH3-Li, ein Feststoff, bildet ein tetrameres Aggregat, in dem die Methylgruppen über den Dreiecksflächen eines aus vier Li-Atomen bestehenden Tetraeders angeordnet sind, wobei vier 4-Zentren-2-Elektronen-Beziehungen, an denen jeweils drei Li-Atome und ein C-Atom beteiligt sind, ausgebildet werden. Butyllithium, C4H9-Li, bei Zimmertemperatur flüssig, liegt in Alkanen hexamer, in Ether tetramer vor.

Man gewinnt l. V. durch Direktsynthese aus Alkyl- oder Arylhalogenid und Lithium, z. B. C4H9-Cl + 2 Li → C4H9-Li + LiCl, durch Einwirkung von Lithium auf Quecksilberorganyle, z. B. (C6H5)2Hg + 2 Li → 2 C6H5-Li + Hg (Transmetallierung) oder, präparativ besonders günstig, durch Reaktion von n-Butyllithium mit CH-aciden Verbindungen (Metallierung). Aryllithiumverbindungen sind vorteilhaft aus Lithiumalkylen und Arylhalogeniden durch Metall-Halogen-Austausch zugänglich.

L. V. haben als Bausteine in der organischen und elementorganischen Synthese außerordentliche Bedeutung. Sie dienen als Katalysatoren zur Alkenpolymerisation und als Basen zur Herstellung von Phosphoryliden in Wittig-Reaktionen.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


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