Lexikon der Chemie: Mizelle
Mizelle, ein oberhalb einer charakteristischen Konzentration, der kritischen Mizellbildungskonzentration cM, in Wasser entstehendes Aggregat aus Tensidmolekülen (Tenside, Biotenside). Die Anzahl der Tensidmoleküle je M. bezeichnet man als Aggregationszahl. Sie beträgt bei ionogenen Tensiden um 102, bei nichtionogenen bis zu 103. Die hydrophoben Molekülteile des Tensids bilden dabei den Mizellkern, die hydrophilen Kopfgruppen die hydratisierte äußere Grenzschicht (Abb. a). Diese ist bei ionogenen Tensiden eine elektrische Doppelschicht aus Tensid-Ionen und Gegenionen (Sternschicht). Mit wachsender Konzentration gehen die zunächst mehr oder weniger sphärischen M. über stäbchen- oder zylinderförmige M. in lamellare (kristallinflüssige) Phasen über.
Als inverse M. oder auch reverse M. bezeichnet man die in apolaren Lösungsmitteln, z. B. Kohlenwasserstoffen, auftretenden M. mit umgekehrter Orientierung (Abb. b). Inverse M. sind thermodynamisch stabil und ermöglichen u. a. die Durchführung Enzym-katalysierter Reaktionen in organischen Lösungsmitteln. Durch Variation des Lösungsmittels kann z. B. die Substratspezifität von Enzymen verändert werden. Inverse M. werden in steigendem Maße in der Biotechnologie verwendet.
Mizellen. Abb.: (a) Mizelle in Wasser, (b) inverse Mizelle.
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