Lexikon der Chemie: Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel
Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel, Abk. PSM. Chemikalien zur Bekämpfung von Schädlingen aller Art, die unmittelbar oder mittelbar die Gesundheit von Mensch und Tier gefährden, die aber auch dem Schutz der Kultur- und Nutzpflanzen vor tierischen Schädlingen, mikrobiell bedingten Krankheiten sowie Unkräutern dienen. Im engl. und französischen Sprachgebrauch werden P. als Pestizide bezeichnet. Im Sinne des Pflanzenschutzgesetzes wird der Begriff P. breiter gefaßt, und es werden beispielsweise auch nicht-chemische oder biologische Verfahren einbezogen.
Die Einteilung der im chemischen Pflanzenschutz eingesetzten P. erfolgt meist hinsichtlich ihrer Verwendung zur Bekämpfung von tierischen, mikrobiellen und pflanzlichen Schädlingen.
Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel. Tab.: Einteilung.
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Insekten | Insektizide | |
Pflanzenparasitäre Pilze | Fungizide | |
Pflanzenparasitäre Bakterien | Bakterizide | |
Milben | Akarizide | |
Fadenwürmer, Älchen | Nematizide | |
Schnecken | Molluskizide | |
Nagetiere | Rodentizide | |
Unkräuter | Herbizide |
Während die vorstehend genannten Wirkstoffklassen überwiegend zur Vernichtung der jeweiligen Gruppe der Schadorganismen führen, zielen andere Stoffklassen nicht auf die unmittelbare Vernichtung, wie z. B. Pheromone, Chemosterilantien, Juvenilhormone, Wachstumsregulatoren.
Von der Wirkungsweise unterscheidet man Kontaktmittel, die beim direkten Kontakt zwischen PSM und Schadorganismus wirken und systemische Mittel, die über den Saftstrom transportiert werden und so an den Schadorganismus in Blättern, Früchten, Wurzeln und anderen Orten gelangen. Bei Warmblütern reagieren einige Insektizide in ähnlicher Weise, z. B. gegen Ektoparasiten.
Nach offiziellen Schätzungen betragen die Vertragsverluste durch die oben erwähnten Schadorganismen im Weltdurchschnitt bereits vor der Ernte etwa 35 % des erwarteten Ertrages. Rund 12 % dieser Verluste werden durch mikrobiell bedingte Pflanzenkrankheiten verursacht, etwa 14 % von Insekten und anderen Schädlingen und etwa 9 % von Unkräutern.
Die Entwicklung eines P. ist langwierig und dauert 8-10 Jahre. Nur eine von 10000-15000 in der Forschung synthetisierten Verbindungen wird letztlich ein Handelsprodukt. Zur Benennung der Wirkstoffe haben sich wie bei den Pharmaka Kurznamen, sogenannte common names eingebürgert, die international registriert werden.
Neben den vollsynthetischen P. befinden sich auch teilsynthetische und natürliche Wirkstoffe in Verwendung. Im Bereich der Insektizide z. B. die natürlichen Pyrethrine und das Nikotin, im Bereich der Rodentizide Derris und im Bereich der Herbizide die natürlich vorkommenden Phytohormone. Die Hoffnung, daß von diesen natürlichen P. keine toxikologischen oder Umweltwirkungen ausgehen, hat sich nicht erfüllt. Trotzdem spielen sie im integrierten Pflanzenschutz eine wichtige Rolle. P. dürfen nur in Verkehr gebracht werden, wenn sie staatlich zugelassen sind. Dies setzt umfangreiche Untersuchungen zur Wirkung und Pflanzenverträglichkeit, aber auch zur Toxizität und zur Umweltverträglichkeit voraus.
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