Direkt zum Inhalt

Lexikon der Chemie: Phenol

Phenol, Carbolsäure, Hydroxybenzol, die Stammverbindung der Phenole.

P. kristallisiert in farblosen Nadeln, die sich an der Luft rötlich färben und zum Zerfließen neigen; F. 43 °C, Kp. 181,7 °C. P. ist hygroskopisch und löst sich in wenig Wasser und in sehr viel Wasser. Zwischendurch tritt eine Mischungslücke auf.



P. ist sehr gut löslich in Alkohol, Ether und Chloroform sowie wäßrigen Alkalilaugen, nicht löslich dagegen in Alkanen.

P. ist ein starkes Protoplasmagift. Die letale Dosis beträgt 10 bis 30 g. Auf der Haut wirkt es stark ätzend, jedoch ohne Schmerzempfindung, da es gleichzeitig anästhesierend wirkt. Akute Vergiftungen führen zu Delirien, Atemlähmung und Herzstillstand, chronische Vergiftungen besonders zu Nierenschädigungen mit Albuminurie und Hämaturie.

Eigenschaften und Reaktionen. In stark verd. Lösung weist P. antiseptische und desinfizierende Eigenschaften auf. P. ist eine schwache Säure, es dissoziiert in wäßriger Lösung unter Abspaltung von Protonen aus der Hydroxygruppe; elektronenziehende Substituenten, besonders Nitrogruppen, erhöhen die Acidität beachtlich (Pikrinsäure). Die Salze des P. heißen Phenolate. P. ist sehr reaktionsfähig. Es läßt sich verethern und verestern (Reaktionen an der Hydroxygruppe).

Bekannte Ether sind z. B. Anisol und Phenetol, wichtige Ester sind die Phosphorsäureester als Weichmacher und der Essigsäureester, der sich zu 2-Hydroxyacetophenon oder 4-Hydroxyacetophenon umlagern läßt (Fries-Umlagerung). Durch elektrophile Substitution am Benzolkern ist eine Vielzahl von Derivaten zugänglich. Dazu gehören Chlor- und Bromphenole, Nitrophenole, Pikrinsäure und ihre Salze, Phenoxyessigsäuren, Phenolsulfonsäuren, Salicylsäure und Salicylaldehyd, Phenol-Formaldehyd-Kunstharze. Die katalytische Hydrierung des Benzolringes führt zu Cyclohexanol und von dort weiter zu ε-Caprolactam.

Gewinnung. P. wird technisch nach folgenden Verfahren hergestellt:

1) Die Säurespaltung von Cumolhydroperoxid (Hock-Verfahren), 2) die Umsetzung von Benzolsulfonsäure (Alkalischmelze), 3) die Hydrolyse von Chlorbenzol mit Natriumhydroxid bei 250 °C und 2 bis 5 MPa im Strömungsrohr und 4) die Hydrolyse von Benzoldiazoniumsalzen in siedendem Wasser (Verkochen von Diazoniumsalzen).

Verwendung. P. wird in großem Maßstab als Ausgangsstoff zur Herstellung organischer Zwischenprodukte sowie zur Synthese von Farbstoffen, Insektiziden, Herbiziden, Arzneimitteln, Holzschutzmitteln, Gerbstoffen und Sprengstoffen verwendet.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.