Lexikon der Chemie: Phytohormone
Phytohormone (griech. phyton' ›Pflanze‹; horme' ›Antrieb‹), pflanzliche Bioregulatoren, biogene Wachstumsregulatoren, interzelluläre Regulationsstoffe der höheren Pflanzen (Hormone). Im Unterschied zu den meisten Hormonen der Tiere werden die P. nicht in dafür spezialisierten Drüsen produziert, sondern bilden sich je nach Entwicklungsstadien und Umweltbedingungen in verschiedenen Pflanzenteilen, wobei Synthese- und Wirkorte häufig getrennt sind. Ein weiterer Unterschied zu den meisten tierischen Hormonen besteht darin, daß die P. nicht spezifisch auf ein bestimmtes Organ einwirken. Gegenwärtig können fünf klassische Gruppen von P. unterschieden werden: Auxine, Gibberelline, Cytokinine, Abscisinsäure und Ethylen. Chemisch handelt es sich bei den P. meist um Isoprenoide (Gibberelline, Abscisinsäure) sowie die isoprenoide C5-Einheit der Cytokinine oder Produkte des Aminosäurestoffwechsels (Auxine als Stoffwechselprodukte des Tryptophans oder Phenylalanins, Ethylen als Stoffwechselprodukt des Methionins). Die Wirkung der P. kann von zahlreichen Faktoren abhängen, wie dem Mengenverhältnis der einzelnen P. zueinander, der Pflanzenart sowie den Umweltbedingungen und dem Entwicklungsstand der Pflanze. Die Cytokinine, Auxine und Gibberelline wirken als Wachstumshormone, Abscisinsäure als Wachstumsinhibitor.
Wahrscheinlich beeinflussen die Wachstumshormone die Ethylenproduktion der Pflanze. Ethylen ist das einzig bekannte gasförmige P. Es wird vor allem von reifenden Früchten gebildet und hemmt das Wachstum jüngerer Pflanzenteile. Es kommt in geschlossenen Räumen zur Anwendung. So läßt man z. B. die im unreifen Zustand beförderten Bananen in Kühlhäusern im Bestimmungsland in einer Ethylenatmosphäre zum Verkaufstermin reifen. Wesentlich größere Bedeutung haben aufgrund ihrer einfacheren Applikation Ethylen abgebende Substanzen. Die bekannteste Verbindung ist Ethephon (chemisch 2-Chlorethan-phosphonsäure, Handelsnamen Camposan, Ethrel). Auxine, Gibberelline und Cytokinine regulieren vorrangig Entwicklungs-, Differenzierungs- und Wachstumsprozesse, während Abscisinsäure und Ethylen vorwiegend in Reife-, Seneszens- und Destruktionsvorgängen interzellulär integriert sind. Als P. kann auch das Sesquiterpenoid Jasmonsäure mit hemmenden Eigenschaften bezeichnet werden.
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