Lexikon der Chemie: plastische Kristalle
plastische Kristalle, Rotatorphase, Bezeichnung für Feststoffe, die sich von den "normalen" Kristallen vor allem durch ihre ungewöhnlich hohe Plastizität unterscheiden. So sind p. K. oft wachsweich oder zerfließen sogar unter dem Einfluß der Schwerkraft. Sie entstehen aus normalen Kristallen beim Erwärmen und weisen gegenüber dieser Vorgängerphase in der Regel eine höhere Symmetrie (meist kubisch, oft auch hexagonal) auf. Manche Stoffe können auch zwei oder noch mehr plastische Kristallmodifikationen ausbilden. Der Übergang vom normalen Kristall zum p. K. kann als Teil des Schmelzvorganges gedeutet werden, bei dem die Orientierungsordnung der Gitterbausteine verlorengeht, während ihre Lagenfernordnung erhalten bleibt. Auf der mehr oder weniger freien Drehbarkeit der Moleküle beruht die bisweilen synonym zum Begriff p. K. gebrauchte Bezeichnung Rotatorphase. P. K. besitzen sehr niedrige Werte für die Schmelzentropie (in der Regel weniger als 20 J/mol) und einen sehr hohen Dampfdruck.
Für die Ausbildung von p. K. besonders geeignete Verbindungen sind solche, deren Moleküle angenähert kugelförmig (wie CBr4, P4, Campher, Adamantan, Cyclohexan) oder von ausgeprägter Stäbchenform (wie langkettige Alkane, Alkylhalogenide und Carbonsäuren) sind. P. K. zählt man wie die flüssigen Kristalle zu den Mesophasen, eine Abgrenzung zwischen beiden Zuständen ist oft schwierig.
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