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Lexikon der Chemie: Polymethacrylate

Polymethacrylate, Polymethylmethacrylate, Polymethacrylsäureester, Thermoplaste, die man durch Polymerisation von Estern der Methacrylsäure (2-Methylpropensäure) erhält. Von besonderem technischem Interesse sind: Polymethacrylsäuremethylester, Polymethylmethacrylat, PMMA (R = -CH3); Polymethacrylsäureethylester, PMAA (R = -CH2-CH3); Polymethacrylsäurepropylester, PMAP (R = -CH2-CH2-CH3); Polymethacrylsäureisopropylester (R = -CH(CH3)2).



Eigenschaften. Die P. sind fest, hart, durchsichtig und werden deshalb auch als organisches Glas (Acrylglas) bezeichnet. Zu einem gewissen Teil sind sie für Ultraviolett- und Röntgenstrahlen durchlässig und völlig isotrop. P. sind unzerbrechlich und temperaturbeständig bis etwa 70 °C. Gegenüber Wasser, Säuren, Laugen, Benzin, Alkohol und Mineralölen sind sie beständig, dagegen löslich in Aromaten, Estern und Ketonen.

Herstellung. Die Polymerisation des monomeren Methacrylats erfolgt hauptsächlich im Block, gegebenenfalls mit einem Zusatz von einigen Prozenten Dibutylphthalat als Weichmacher. Als Katalysatoren dienen Peroxide, wie Benzoyl-, Acetyl- oder Wasserstoffperoxid. Aber auch durch Wärme oder Licht kann eine Aktivierung der monomeren Moleküle erfolgen. Die entstehende Polymerisationswärme muß sorgfältig abgeführt werden, damit farblose und absolut spannungsfreie Polymerisate entstehen. P. lassen sich auch nach dem Lösungs- und Emulsionspolymerisationsverfahren herstellen.

Verwendung. Die P., besonders das Polymethylmethacrylat, werden ihrer günstigen Eigenschaften wegen vielseitig in der Technik verwendet. Als Material für Flugzeugkanzeln, Sicherheitsgläser für Fahrzeuge, Apparaturen in der chem. Industrie, Platten im Bauwesen u. dgl. sind sie unentbehrlich geworden. Ferner stellt man aus P. Haushaltsgegenstände, Uhrengläser, Schmuckwaren, Schutzbrillen, Gegenstände der Elektroindustrie u. a. her. In der Medizin wird Polymethylmethacrylat als Grundstoff für Zahnprothesen und Knochenersatz benötigt. Große Bedeutung haben aus P. hergestellte Linsen und Lichtleiter in der optischen Industrie. Die Lösungs- und Emulsionspolymerisate werden als Lacke und Anstrichmittel für den Karosserie- und Bautenschutz eingesetzt. Nach Zusatz von Weichmachern benutzt man besonders wäßrige Emulsionen von P. in der kosmetischen Industrie und als Imprägnierungsmittel für Textilien. Die leichte spanabhebende Bearbeitung gibt den als Halbzeug in den Handel gebrachten Werkstücken zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


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