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Lexikon der Chemie: Porzellan

Porzellan, ein hochwertiges, keramisches Erzeugnis, Keramik).

1) HartporzeIlan, weist einen dichten weißen Scherben mit relativ hohem Glasanteil auf. Die Rohstoffmischung für die Hartporzellanherstellung besteht aus 50 % Kaolin, 25 % Quarzsand und 25 % Feldspat. Für die Porzellanherstellung erfolgt zunächst nach der Grobzerkleinerung des Feldspats und Abtrennung von eisenhaltigen Verunreinigungen eine gemeinsame Naßmahlung mit dem Quarzsand, woran sich im Naßmischer ein Mengen mit dem durch Klassierung und Lagerung aufbereiteten Feinkaolin anschließt. Der Rohstoffschlicker wird nach Abtrennung der Hauptmenge des Wassers durch Strangpressen zu Hubeln verarbeitet, die in feuchter Atmosphäre bis zu mehreren Monaten gelagert werden. Bei diesem Maukprozeß hydratisieren die Tonteilchen des Gemenges weitgehend (Quellvorgang), wodurch sich die Verarbeitungsfähigkeit der feuchten Rohmasse erhöht. Die Formgebung erfolgt durch Drehen, Pressen oder Gießen. Das Drehen, d. h. das Einformen dünner Hubelscheiben auf rotierende Profilunterlagen aus Gips durch gegenläufige Schablonen, wird hauptsächlich zur Flachgeschirrherstellung angewandt. Das einfache Pressen dient besonders der Herstellung rotationssymmetrischer Formkörper, die durch Abdrehen mechanisch weiter bearbeitet werden können (Isolatorherstellung). Beim Gießen eines durch alkalische Zusätze zur Hubelmasse niedrigviskosen Schlickers wird durch die Wand einer porösen Gipsform das Schlickerwasser teilweise aufgenommen, wodurch die Rohmasse ansteift. Vor dem Trocknen werden an die Porzellanformkörper schlecht mitformbare Teile (Griffe, Henkel u. a.) angekittet (Garnieren, Bossieren). Die beim Trocknen (Feuchtluft-, Schaukel- und Rundtischschnelltrockner) auftretende Trockenschwindung muß bei der Herstellung von Formkörpern bestimmter Abmessungen berücksichtigt werden. Beim keramischen Brennen in Rund-, Tunnel-, Ring- oder Pendelhaubenöfen erhält der Formkörper durch Stoffumwandlungsprozesse seine charakteristischen Eigenschaften. Hierbei laufen Sintervorgänge und Festkörperreaktionen (z. B. Kaolinitzersetzung, Mullitbildung und -kristallisation, polymorphe Umwandlungen) ab. Weiterhin entsteht beim Brennprozeß aus den kristallinen Rohstoffkomponenten teilweise eine glasige Phase, die beim Porzellan zu einem dichten Scherben führt. Um einen für die Glasur aufnahmefähigen porösen Scherben zu erhalten, werden die Formkörper zunächst einem Vorbrand (Glüh-, Schrühbrand) bei 800 bis 1000 °C unterworfen und gegebenenfalls nach Unterglasurmalerei glasiert. Die Glasur dient unter anderem der Verbesserung der mechanischen und elektrischen Eigenschaften sowie der Oberflächenbeschaffenheit des P. Die vorgebrannten, mit der Glasur versehenen Formkörper werden bei 1410 bis 1420 °C dichtgebrannt (Gar-, Glattbrand). Durch Aufglasurmalerei (keramische Farben) und Edelmetallauflagen ergeben sich vielfältige Dekorationsmöglichkeiten.

Hartporzellan dient als Haushaltsporzellan (Tafel- und Küchengeräte, Ziergefäße), Elektroporzellan (Isolatoren) und chemisch-technisches P. (Laborgeräte, Apparaturen, Behälter).

2) Weichporzellane, zu denen die fernöstlichen P. (China, Japan) gehören, sind von geringerer Bedeutung. Durch einen höheren Feldspatgehalt (40 % Kaolin, 36 % Feldspat, 24 % Quarz) kann der Brand bei etwa 1320 °C durchgeführt werden. Dadurch bestehen vielseitigere Möglichkeiten der Unterglasurdekoration, jedoch sind mechanische und chem. Resistenz sowie Temperaturwechselbeständigkeit wesentlich geringer als die des Hartporzellans.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


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