Lexikon der Chemie: Radium
Radium, Symbol Ra, (lat. radius "Strahl"), radioaktives chem. Element aus der II. Hauptgruppe des Periodensystems, der Gruppe der Erdalkalimetalle, Schwermetall; Z 88, Massenzahlen der natürlichen Isotope (in Klammern Halbwertszeiten) 213 (2,7 min), 214 (2,6 s), 215 (1,6 ms), 216 (1 ms), 217 (sehr kurz), 220 (23 ms), 221 (30 s), 222 (38 s), 223 (11,43 d), 224 (3,64 d), 225 (14,8 d), 226 (1600 a), 227 (41,2 m), 228 (5,77 a), 230 (1 h), Atommasse 226,0254, Wertigkeit II, D. 5,50 g cm-3, F. 700 °C, Kp. 1140 °C.
Eigenschaften. R. ist ein silberglänzendes Metall, das sich an der Luft infolge Bildung des Radiumnitrids allmählich schwarz färbt. In seinem chem. Verhalten fügt es sich zwanglos in die Reihe der Erdalkalimetalle ein. Es ähnelt sehr weitgehend dem Barium, ist erwartungsgemäß noch reaktiver als dieses. Auch die Wasserlöslichkeit der Radiumsalze ist der vergleichbarer Calcium- oder Bariumverbindungen völlig analog. R. ist ein kräftiges Reduktionsmittel, neigt zur Bildung von Ra2+-Ionen. Mit Wasser oder Säuren reagiert es sehr heftig unter Entwicklung von Wasserstoff. Flüchtige Radiumverbindungen zeigen eine karminrote Flammenfärbung.
Alle Radiumisotope sind radioaktiv. Die Isotope 225, 227, 228 und 230 zerfallen unter β-Emission, alle übrigen Isotope unter Freisetzung von α-Teilchen. Diese Vorgänge sind außerdem von γ-Strahlung begleitet. Das stabilste Isotop 22868Ra ist Glied der natürlichen Uran-Radium-Zerfallsreihe, entsteht aus dem Urannuclid 238 und geht gemäß 22868Ra (-, α) Rn in Radon über, das über verschiedene, oftmals auch als R. A bis R. G bezeichnete Nuclide letztlich ein stabiles Bleinuclid bildet. Infolge der starken Strahlung leuchten Radiumpräparate im Dunkeln.
Vorkommen. R. gehört zu den sehr seltenen chem. Elementen. Es ist am Aufbau der Erdkruste zu etwa 7·10-12 % beteiligt. Als Zerfallsprodukt des Urans kommt R. in dessen Mineralen, z. B. der Pechblende oder dem Carnotit, vor.
Gewinnung. R. wird aus Uransalzen nach dem Sodaaufschluß mit Barium als Sulfat gefällt. Durch Zugabe von Bromid und fraktionierte Kristallisation kann Radiumbromid abgetrennt werden. Die Gewinnung des Reinmetalls erfolgt durch Schmelzflußelektrolyse an der Quecksilberkathode. Eine ergiebige Quelle zur Radiumgewinnung stellen die Uranabbrände von Kernreaktoren dar.
Verwendung. Wegen seiner intensiv radioaktiven Strahlung kann R. bei Kernreaktionen, z. B. im Gemisch mit Beryllium zur Erzeugung von Neutronen, und als Strahlungsquelle in der Medizin verwendet werden. Es wird jedoch durch einfacher zugängliche, in Kernreaktoren gebildete radioaktive Nuclide anderer Elemente weitgehend verdrängt.
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