Lexikon der Chemie: rauchschwache Pulver
rauchschwache Pulver, eine Gruppe von Explosivstoffen, deren Hauptbestandteil Cellulosenitrat ist. Die r. P. haben das alte Schwarzpulver als Schießmittel fast völlig verdrängt. Man unterscheidet folgende r. P.: Cellulosenitratpulver (unexakt als Nitrocellulosepulver bezeichnete, Abk. Nc-Pulver) wird durch Quellen und teilweises Lösen eines auf einen Stickstoffgehalt von 12,5 bis 13,5 % eingestellten Cellulosenitratgemisches unter Zusatz von Stabilisatoren, z. B. Diphenylamin oder Harnstoffderivate, gewonnen. Das fertige Cellulosenitratpulver wird graphitiert, um die Gefahr der elektrischen Aufladung zu vermindern. Ein stärkeres rauchschwaches Pulver, das Glycerintrinitratpulver, unexakt als Nitroglycerinpulver bezeichnet, erhält man durch Mischen von Cellulosenitrat mit Glycerintrinitrat unter Wasser. Dieses Pulver ohne Lösungsmittel (POL-Pulver) greift infolge seiner niedrigen Verbrennungstemperatur die Läufe der Schußwaffen weniger an. Diglycoldinitrat mit einem bedeutend höheren Gelatiniervermögen und bedeutend geringerer Schlagempfindlichkeit als Glycerintrinitrat wird zur Herstellung von Diglycolpulver benutzt. Noch niedrigere Verbrennungstemperaturen bei stärkerer Wirkung infolge des hohen Gasvolumens hat das Nitroguanidinpulver ("kaltes" Pulver), das ist Diglycolpulver mit einem Gehalt an Nitroguanidin. In der Raketentechnik werden energiereiche r. P. als Raketentreibstoffe verwendet.
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