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Lexikon der Chemie: Rodentizide

Rodentizide, (lat. rodere, ›nagen‹). Biologisch aktive Verbindungen zur Bekämpfung schädlicher Nagetiere, insbesondere Mäuse und Ratten. Der Schaden durch Nagetiere resultiert nicht nur aus der Vernichtung von ca. 3-5 % der Welt-Nahrungsmittelvorräte und der Zerstörung von Baulichkeiten und Nutzflächen, sondern auch aus der Übertragung gefährlicher Krankheiten (Typhus, Pest, Fleckfieber, Amöbenruhr u. a.).

Zur Bekämpfung der Schadnager setzt man die R. meist als Köder ein. Die akut wirkenden R. sind bereits bei einmaliger Aufnahme voll wirksam. Die hohe Warmblütertoxizität macht sie für Mensch und Haustier gefährlich (Tab. 1).

Therapie bei Phosphidvergiftungen: Nach Verschlucken von Phosphiden rasche Magenentleerung. Spülung mit einpromilliger Kaliumpermanganat-Lösung und Medizinalkohle-Aufschwemmung. Sauerstoffzufuhr bei körperlicher Ruhe. Bekämpfung des Schocks, der Azidose und des Lungenödems. Nach Inhalation Broncholytika und Elektrolytkontrolle.

Rodentizide. Tab. 1: Akut wirkende Rodentizide.

Name Formel Akute orale LD50 Ratte (mg/kg)
Thalliumsulfat Tl2SO4 15
Zinkphosphid Zn3P2 45,7
Aluminiumphosphid AlP
Magnesiumphosphid Mg3P2
Calciumphosphid Ca3P2
Natriumfluoracetat CH2F-COONa
Scillirosid C32H44O12
(Glucosid)
0,43 ... 0,7

Die chronisch wirkenden R. sind Blutgerinnungshemmer (Antikoagulantien), die erst nach mehrfacher Aufnahme subletaler Dosen voll wirksam werden. Bei den wirksamen Verbindungen handelt es sich um Cumarine und Indandione (Tab. 2).



Rodentizide. Tab. 2: Chronisch wirkende Rodentizide.

Name Akute orale LD50 Ratte (mg/kg)
Cumarine
Warfarin 58 ... 323
Brodifacoum 0,32 ... 0,75
Bromadiolon 1,125
Coumatetralyl 16,5
Difenacoum 1,8 ... 2,45
Flocoumafen 0,25
Difethialone
S-Abkömmling
0,56
Indandione
Chlorphacinon 3,15
Diphacinon 1,5 ... 3,0

Vergiftungssymptome mit Blutgerinnungshemmern: Es können Haut- und Schleimhautblutungen auftreten. In schweren Fällen wird Blut in Stuhl und Urin beobachtet.

Therapie: Vitamin K1-Phytomenadion. Das Antidot muß unter ärztlicher Aufsicht oral oder durch Injektion verabreicht werden. Die Prothrombinzeit sowie die Hämoglobinwerte sind zu überwachen. Behandlung erst beenden, wenn die Gerinnungsfähigkeit des Blutes auf Normalwerte zurückgekehrt ist.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


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