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Lexikon der Chemie: Vilsmeier-Haack-Reaktion

Vilsmeier-Haack-Reaktion, eine zur Synthese von Aldehyden geeignete Umsetzung organischer Verbindungen mit Formylierungsreagenzien, im allg. hergestellt aus Dimethylformamid (DMF) und Phosphoroxidchlorid (POCl3):

Me2N-CHO + POCl3 → Me2N-C+H-Cl PO2Cl2-

Verwendet werden auch Methylformanilid anstelle von DMF und Phosgen anstelle von POCl3. Als Lösungsmittel werden chlorierte Alkane oder Alkene eingesetzt oder DMF im Überschuß. Der Angriff des elektrophilen Vilsmeier-Reagens erfordert eine elektronenreiche Position, z. B. in Arenen die para-Position in Phenolethern und Dialkylaminobenzolen oder auch die 2-Position in π-Überschußheterocyclen wie Pyrrol. Sehr gut sind so z. B. 4-Dimethylaminobenzaldehyd oder Pyrrol-2-carbaldehyd zugänglich:



Eine wesentliche Erweiterung der Reaktion wurde von Z. Arnold 1959 eingeleitet, die die Umsetzung von Carbonylverbindungen mit dem Vilsmeier-Reagens zum Inhalt hatte. So können zahlreiche Ketone, 1,3-Diketone und Säureamide, Lactame und cyclische Imide zur Reaktion gebracht werden. Ketone vom Typ des Acetophenons ermöglichen die Isolierung der Zwischenstufe als Perchlorat (Iminiumperchlorate), die sich als sehr reaktiv erweist, in vielen Fällen nicht isolierbar ist und zum Aldehyd hydrolysiert wird. Zugleich wird in Carbonylverbindungen über ein Enol ein Chloratom eingeführt.



In einer Reihe von Verbindungen mit mehreren CH-aciden C-Atomen können Mehrfachformylierungen stattfinden, die zu Dialdehyden oder Trialdehyden führen. Je nach Struktur des Substrates und den sterischen Bedingungen erfolgen spontan Cyclisierungen während der Reaktion. So erhält man aus Acetylaceton 2,4-Dichlorbenzaldehyd und aus Acetanilid 2-Chlorchinolin-3-carbaldehyd. Pyrrolidin-2,5-dion ergibt 2,5-Dichlorpyrrol-3,4-dicarbaldehyd und Piperidin-2,6-dion ermöglicht die Synthese von 2,6-Dichlor-1,4-dihydropyridin-3,5-dicarbaldehyd. Auch Naturstoffe mit Carbonylfunktionen wurden vielfältig der V. unterworfen, da die Primärprodukte weitere Syntheseschritte ermöglichen (Anellierung von Heterocyclen u. a.).

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


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