Lexikon der Ernährung: Acetylcholin
Acetylcholin, Eacetylcholine, ein sowohl bei Vertrebraten als auch Evertrebraten vorkommender Neurotransmitter in neuromuskulären Synapsen und in den Synapsen folgender Nerven: 1) alle motorischen Nerven zum Skelettmuskel; 2) alle präganglionären Nerven, einschließlich der Nervenversorgung des Nebennierenmarks; 3) alle postganglionären, parasympathischen Nerven; 4) postganglionäre, sympathische Nerven zu den Schweißdrüsen; und 5) einige postganglionäre, sympathische Nerven zu den Blutgefäßen in Skelettmuskeln. Nach der Freisetzung vom Nervenende in den synaptischen Spalt bindet A. an Rezeptoren des postsynaptischen Neurons und löst damit eine Reaktion aus. Danach wird es vom Rezeptor abgespalten und schnell mit Hilfe der Acetylcholin-Esterase abgebaut. Nerven, die A. als chemischen Transmitter benutzen, werden cholinerge Nerven genannt. Aus Cholin entsteht A. unter Katalyse durch eine Acetyl-Transferase. A. wird z. B. von den Dehnungsrezeptoren des Magens ausgeschüttet und stimuliert über das gastrinfreisetzende Peptid die Salzsäure-Sekretion des Magens; im Pankreas bewirkt A. die Enzymsekretion der Acinuszellen. Als Anticholinergika, Eanticholinergics, werden Substanzen bezeichnet, welche die Wirkung des Neurotransmitters aufheben bzw. blockieren. Die Lähmungserscheinungen bei Botulismus beruhen auf einer Hemmung der A.-Freisetzung durch das Botulinus-Toxin.
A. löst – abhängig von seiner Konzentration – zwei verschiedene physiologische Wirkungen aus. Die Injektion kleiner Mengen an A. ruft die gleiche Reaktion hervor wie die Injektion von Muscarin, z. B. einen Abfall des Blutdrucks (wegen Gefäßerweiterung), Verlangsamung des Herzschlags, erhöhte Kontraktion an glatten Muskeln in vielen Organen und starke Sekretion exokriner Drüsen. Dieser muscarine Effekt von Muscarin oder A. wird durch Atropin aufgehoben. Nach Verabreichung von Atropin bewirken größere Mengen an A. eine Erhöhung des Blutdrucks, analog der Wirkung von Nicotin. Nicotinische cholinerge Synapsen werden in neuromuskulären Verbindungen von Vertebraten, bestimmten Ganglien und zentralen Synapsen gefunden. Muscarinische cholinerge Synapsen sind in glatten Muskeln, Herzmuskeln, Ganglien und vielen zentralen Regionen des Gehirns tätig. Im Gehirn und zentralen Nervensystem wird die Zahl der nicotinischen Synapsen von den muscarinischen um das 10–100fache übertroffen.
A. ist phylogenetisch ein sehr altes Hormon, das auch in Protisten vorkommt. Es ist möglicherweise ein evolutionärer Vorläufer der Neurohormone. In Pflanzen, wie z. B. in den Härchen der Brennnessel, befinden sich ebenfalls Spuren von A.
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