Lexikon der Ernährung: Alkoholkonsum
Alkoholkonsum, Alkoholverbrauch, Econsumption of alcohol, Verbrauch von alkoholischen Getränken a) bezogen auf die Gesamtbevölkerung, b) bezogen auf das Individuum.
A. ist in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens anzutreffen. Der A. betrug in Deutschland 1998 156,2 l je Einwohner: 127,4 l Bier, 18 l Wein, 4,7 l Sekt, 6 l Spirituosen.
Unter Berücksichtigung von Umrechnungsfaktoren, die zwischen Vertretern der Alkoholindustrie und Mitgliedern einer vom BMG initiierten Arbeitsgruppe 1999 vereinbart wurden (Bier 4,8 Vol.–%, Wein / Sekt 11 Vol.–%, Spirituosen 33 Vol.–%) betrug der Verbrauch je Einwohner an reinem Alkohol 1998 in Deutschland etwa 10,5 l.
Seit Anfang der 80er Jahre (mit 12,9 l reinen Alkohols je Einwohner) hat sich so ein leicht sinkender Konsumtrend fortgesetzt. Im internationalen Vergleich liegt der Alkoholkonsum in Deutschland mit Platz 4 nach wie vor auf relativ hohem Niveau und ist ernährungsphysiologisch kritisch zu beurteilen (Tab.).
Beim Bierverbrauch steht die Bundesrepublik auf Platz 3, Österreich auf Platz 5, die Schweiz auf Platz 21. Hinsichtlich des Weinkonsums nimmt die Schweiz den Rang 5, Österreich Rang 10 und die BRD Rang 15 ein. Beim Spirituosenkonsum im internationalen Vergleich liegt die BRD auf Platz 15, Österreich auf Platz 25 und die Schweiz auf Platz 28 [World Drink Trends 1998].
Als Grenzwert für einen gesundheitsgefährdenden Konsum wird von der WHO eine tägliche Alkoholzufuhr von 20 g für Frauen und 40 g für Männer angegeben. Nach der Nationalen Verzehrsstudie NVS (1985–1989) erreichen die mittlere Zufuhr von Alkohol bei Männern in der Altersgruppe 25 bis unter 51 Jahren mit 23,6 g pro Tag, bei Frauen mit 9,7 g pro Tag, den höchsten Wert. Da in die Berechnung des durchschnittlichen Alkoholverbrauchs auch Abstinenzler sowie „Wenig-Trinker“ eingehen, kann davon ausgegangen werden, dass ein wesentlicher Teil der Bevölkerung diese Werte überschreitet. Die Alkoholaufnahme bei Alkoholkonsum in üblichen Mengen führt bereits zur Sättigung der Alkohol abbauenden Enzyme (maximale Umsatzgeschwindigkeit, Alkoholelimination).
In vielen Ländern ist es üblich, den A. in „units“ anzugeben. Eine unit entspricht in Großbritannien 8 g Alkohol.
Gesteigerter und chronischer A. kann zu einer Vielzahl von Gesundheitsstörungen und Krankheiten führen, wobei Kinder und Jugendliche besonders gefährdet sind (Alkoholfolgekrankheiten, Alkoholismus). Ein hoher A. wirkt sich entscheidend auf den Ernährungsstatus aus. Entweder infolge des hohen Energiegehaltes der alkoholischen Getränke, die als Ersatz für andere Lebensmittel aufgenommen werden, oder aufgrund von sozio-ökonomischen und medizinischen Problemen kommt es zu einer primären Mangelernährung. Eine sekundäre Mangelernährung (Abb.) kann durch die mit Alkoholismus einhergehenden gastrointestinalen Komplikationen ausgelöst werden. Diese betreffen vor allem den Dünndarm und das Pankreas und äußern sich in Maldigestion und Malabsorption der Nährstoffe. Über die Hälfte der Patienten mit chronischen Lebererkrankungen hat eine Malnutrition mit Unterernährung und Energiemangel.
Alkoholkonsum: Zusammenhang von direkter Toxizität des Alkohols und primärer und sekundärer Mangelernährung: Letztere kann durch Maldigestion, Malabsorption, aber auch durch beeinträchtigte Verwertung der Nährstoffe ausgelöst werden. Die Alkoholtoxizität und die Mangelernährung beeinflussen wiederum die Funktion von Leber und Darm. [verändert n. Seitz, Lieber, Schimanowski; Handbuch Alkohol. Johann Ambrosius Barth (1995)] Alkoholkonsum
Alkoholkonsum: Tab. Pro-Kopf-Verbrauch in Liter reinen Alkohols (alle Einwohner) unterschiedlicher Länder. [Aus: Jahrbuch Sucht 2000, S. 20]
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1 | Portugal | 11,0 | 11,2 | 11,3 | |
2 | Luxemburg | 12,1 | 11,6 | 11,2 | |
3 | Frankreich | 11,4 | 11,2 | 10,9 | |
4 | Deutschland | 11,1 | 11,0 | 10,8 | |
5 | Ungarn | 10,0 | 10,3 | 10,1 | |
6 | Spanien | 9,5 | 9,3 | 10,1 | |
7 | Tschechische Republik | 10,0 | 10,0 | 10,0 | |
8 | Dänemark | 10,0 | 10,0 | 9,9 | |
9 | Österreich | 9,8 | 9,7 | 9,5 | |
10 | Schweiz | 9,4 | 9,3 | 9,2 | |
11 | Rumänien | 9,0 | 8,9 | 9,2 | |
12 | Irland | 9,2 | 9,2 | 9,0 | |
13 | Belgien | 9,1 | 9,0 | 8,9 | |
14 | Griechenland | 8,8 | 8,7 | 8,8 | |
15 | Slowakische Republik | 8,0 | 8,3 | 8,6 | |
16 | Niederlande | 8,0 | 8,1 | 8,2 | |
17 | Italien | 8,3 | 7,9 | 7,9 | |
19 | Vereinigtes Königreich | 7,3 | 7,6 | 7,7 | |
20 | Australien | 7,6 | 7,5 | 7,6 | |
22 | Russland | 8,8 | 7,3 | 7,3 | |
27 | USA | 6,5 | 6,6 | 6,6 | |
28 | Japan | 6,6 | 6,6 | 6,6 |
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