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Lexikon der Ernährung: Aminopeptidasen

Aminopeptidasen EC 3.4.11., Eaminopeptidases, eine Gruppe von Proteasen aus der Untergruppe der Exopeptidasen, die eine relativ weitgefächerte und oft überlappende Substratspezifität besitzen. Sie spalten Peptidbindungen nahe dem N-terminalen Ende von Polypeptiden. Sie können unterteilt werden in A., die die erste Peptidbindung hydrolysieren (Aminoacyl-Peptidhydrolasen und Iminoacyl-Peptidhydrolasen) und solche, die Dipeptide von der Polypeptidkette abspalten (Dipeptidyl-Peptidhydrolasen). Außer an der Proteinreifung und dem Proteinabbau von einem Ende her sind die A. auch an der Regulierung des Peptidhormonspiegels und der Proteinverdauung im Darm beteiligt.
A. sind im Allgemeinen Zink-Metalloenzyme, die ein hoch konserviertes Zinkbindungsmotiv (-His-Glu-X-X-His-18AS-Glu-) besitzen. Dieses ist für die Enzymaktivität entscheidend und kommt auch in anderen Zink-Metalloenzymen, z. B. dem Thermolysin, vor. Es sind auch A. bekannt, in denen dieses Motiv nicht konserviert ist. So verwendet z. B. die Leucin-A. andere zinkkoordinierende Liganden. Für die Biosynthese der A., die sich in immunologischen Eigenschaften, Substratspezifität, pH-Optimum, Aktivatoren, usw. unterscheiden, sind mehrere verschiedene Genorte verantwortlich. Zusätzlich sorgen posttranslationelle Modifizierungen (beschrieben insbesondere für die menschliche Alanin-A.) für die Existenz multipler Formen. Die Klassifizierung erfolgt im Allgemeinen auf der Grundlage der Substratspezifität und dem Verhalten gegenüber bestimmten Inhibitoren. Beim Versuch, eine Klassifizierung auf der Basis der Aminosäuresequenz durchzuführen, wurden 84 verschiedene Familien mit ähnlichen Strukturen und katalytischen Mechanismen gefunden. Die Zuordnung zu diesen Familien zeigt aber keine Übereinstimmung mit der Klassifizierung aufgrund der Substratspezifität [N.D. Rawlings u. A.J. Barret Biochem. J. 290 (1993) 205–218].
Leucin-Aminopeptidase (LAP, EC 3.4.11.1) hydrolysiert bevorzugt Peptidbindungen, die einem N-terminalen Rest mit einer großen hydrophilen Seitenkette benachbart sind, insbesondere einem Leucylrest. Als synthetische Substrate werden im Allgemeinen Leucinamid, Leucin-4-nitroanilid und Leucinhydrazid verwendet. Das Enzym kommt auch in vielen anderen Zellen und Geweben vor, z. B. in der Lunge, im Magen, in der Niere, im Darm, im Serum und in den Leukocyten. In der klinischen Chemie dient dieses Enzym als Markersubstanz für Leberzellenlyse und kann auch eine empfindlichere Markersubstanz für akute Hepatitis sein als die Aminotransferasen.
Die Alanin-Aminopeptidase (EC 3.4.11.2, früher 3.4.1.2, Arylamidase, Aminopeptidase M) hydrolysiert bevorzugt natürliche und synthetische Substrate mit einem N-terminalen Alaninrest. Andere Aminosäuren, besonders Leucin, können auch entfernt werden, N-terminale Prolylreste werden jedoch nicht angegriffen. Biologische Substrate sind auch Met-Lys-Bradykinin, Lys-Bradykinin, (Met5)-Enkephalin und (Leu5)-Enkephalin. Das Enzym ist in praktisch allen untersuchten Geweben vorhanden und entfaltet eine besonders hohe spezifische Aktivität in den Bürstensaummembranen der proximalen Nierentubuli, des Darms und der Gallenkanälchen. Die native Leber-Alanin-A. ist ein integrales membrangebundenes Ectoenzym, das mit einer N-terminalen Sequenz an der Außenseite der canalicularen Plasmamembran verankert ist. Die menschlichen Enzyme und die Rattenenzyme (Mr 111 kDa) sind zu 77 % homolog und bestehen aus 967 Aminosäuren. Die Enzyme verschiedener Spezies wurden kloniert, u. a. von E. coli und aus dem menschlichen Darm. Alle menschlichen Isoformen der Alanin-A. stammen von einem einzigen Protein ab. Die beobachtete Heterogenität ist drei Arten der posttranslationellen Modifizierung zuzuschreiben: Glycosylierung, begrenzte Proteolyse und Aggregation mit anderen Molekülen.
Die Aminopeptidase P (EC 3.4.11.6) ist in Mikrovillimembranen der Niere vorhanden, membrangebundene Formen finden sich im Darm und in der Lunge von Ratten, in der Rinderlunge und der Meerschweinchenniere. Lösliche Formen kommen im Serum und im Gehirn von Ratten, in menschlichen Thrombocyten und im Meerschweinchenserum vor. Ebenso wurden lösliche Formen aus menschlichen Leukocyten charakterisiert. A. P gehört zu einer Gruppe von Zelloberflächenproteinen, die in der Lipiddoppelschicht durch Glycolyl-phosphatidylinositol (Membranlipide) verankert sind. [G.-J. Sanderink et al. J. Clin. Chem. Clin. Biochem.26 (1988) 795–807; D. Hendricks et al. Clin. Chim. Acta196 (1991) 87–96; I. Rusu u. A. Yaron Eur. J. Biochem. 210 (1992) 93–100; J. Wang u. M.D. Cooper in Zinc Metalloproteases in Health and Disease N.M. Hooper (Hrsg.), Ellis Horwood, Chichester 1995]

  • Die Autoren

Albus, Christian, Dr., Köln
Alexy, Ute, Dr., Witten
Anastassiades, Alkistis, Ravensburg
Biesalski, Hans Konrad, Prof. Dr., Stuttgart-Hohenheim
Brombach, Christine, Dr., Gießen
Bub, Achim, Dr., Karlsruhe
Daniel, Hannelore, Prof. Dr., Weihenstephan
Dorn, Prof. Dr., Jena
Empen, Klaus, Dr., München
Falkenburg, Patricia, Dr., Pulheim
Finkewirth-Zoller, Uta, Kerpen-Buir
Fresemann, Anne Georga, Dr., Biebertal-Frankenbach
Frenz, Renate, Ratingen
Gehrmann-Gödde, Susanne, Bonn
Geiss, Christian, Dr., München
Glei, Michael, Dr., Jena (auch BA)
Greiner, Ralf, Dr., Karlsruhe
Heine, Willi, Prof. Dr., Rostock
Hiller, Karl, Prof. Dr., Berlin (BA)
Jäger, Lothar, Prof. Dr., Jena
Just, Margit, Wolfenbüttel
Kersting, Mathilde, Dr., Dortmund
Kirchner, Vanessa, Reiskirchen
Kluthe, Bertil, Dr., Bad Rippoldsau
Kohlenberg-Müller, Kathrin, Prof. Dr., Fulda
Kohnhorst, Marie-Luise, Bonn
Köpp, Werner, Dr., Berlin
Krück, Elke, Gießen
Kulzer, Bernd, Bad Mergentheim
Küpper, Claudia, Dr., Köln
Laubach, Ester, Dr., München
Lehmkühler, Stephanie, Gießen
Leitzmann, Claus, Prof. Dr., Gießen
Leonhäuser, Ingrid-Ute, Prof. Dr., Gießen
Lück, Erich, Dr., Bad Soden am Taunus
Lutz, Thomas A., Dr., Zürich
Maid-Kohnert, Udo, Dr., Pohlheim
Maier, Hans Gerhard, Prof. Dr., Braunschweig
Matheis, Günter, Dr., Holzminden (auch BA)
Moch, Klaus-Jürgen, Dr., Gießen
Neuß, Britta, Erftstadt
Niedenthal, Renate, Hannover
Noack, Rudolf, Prof. Dr., Potsdam-Rehbrücke
Oberritter, Helmut, Dr., Bonn
Öhrig, Edith, Dr., München
Otto, Carsten, Dr., München
Parhofer, K., Dr., München
Petutschnig, Karl, Oberhaching
Pfau, Cornelie, Dr., Karlsruhe
Pfitzner, Inka, Stuttgart-Hohenheim
Pool-Zobel, Beatrice, Prof. Dr., Jena
Raatz, Ulrich, Prof. Dr., Düsseldorf
Rauh, Michael, Bad Rippoldsau
Rebscher, Kerstin, Karlsruhe
Roser, Silvia, Karlsruhe
Schek, Alexandra, Dr., Gießen
Schemann, Michael, Prof. Dr., Hannover (auch BA)
Schiele, Karin, Dr., Heilbronn
Schmid, Almut, Dr., Paderborn
Schmidt, Sabine, Dr., Gießen
Scholz, Vera, Dr., Langenfeld
Schorr-Neufing, Ulrike, Dr., Berlin
Schwandt, Peter, Prof. Dr., München
Sendtko, Andreas, Dr., Gundelfingen
Stangl, Gabriele, Dr. Dr., Weihenstephan
Stehle, Peter, Prof. Dr., Bonn
Stein, Jürgen, Prof. Dr. Dr., Frankfurt
Steinmüller, Rolf, Dr., Biebertal
Stremmel, Helga, Bad Rippoldsau
Ulbricht, Gottfried, Dr., Potsdam-Rehbrücke
Vieths, Stephan, Dr., Langen
Wächtershäuser, Astrid, Frankfurt
Wahrburg, Ursel, Prof. Dr., Münster
Weiß, Claudia, Karlsruhe
Wienken, Elisabeth, Neuss
Wisker, Elisabeth, Dr., Kiel
Wolter, Freya, Frankfurt
Zunft, Hans-Joachim F., Prof. Dr., Potsdam-Rehbrücke

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