Lexikon der Ernährung: Anabolika
Anabolika, Eanabolic agents, Bezeichnung für Stoffe, die den Aufbaustoffwechsel (Anabolismus), bes. die Protein-Synthese anregen. Es sind vor allem anabole Steroide: Androgene, insbesondere das Testosteron, und abgeleitete chemische Verbindungen. Letztere sollen unter Beibehaltung oder gar Verbesserung der anabolen Wirkung die androgene Wirkung abschwächen (z. B. das synthetische Methandrostenolon). Direkte anabole Wirkungen sind neben einer positiven Stickstoffbilanz (Eiweißbilanz) die Retention von Kalium-, Natrium- und Phosphat-Ionen. A. werden therapeutisch eingesetzt (anabole Maßnahmen), wenn diätetische Maßnahmen nicht mehr ausreichen, eine negative Stickstoffbilanz zu beheben, z. B. bei konsumierenden Krankheiten, reduziertem Allgemeinzustand infolge chronischer Infektionskrankheiten, bei Osteoporose und Rachitis, nach Operationen und im Alter. Die therapeutischen Dosen liegen bei 5–10 mg anaboler Steroide pro Tag.
Zum Zweck der Leistungssteigerung werden A. illegal (Dopingmittel) im Leistungssport trainingsbegleitend lange vor Wettkämpfen ein- und rechtzeitig abgesetzt, wenn Kontrollen erfolgen. Abhängig von der Zielrichtung liegen die Dosen weit über den therapeutischen zwischen 10–300 mg / d. Im Bodybuilding, wo es ausschließlich auf die Maximierung der Muskelmasse ankommt, wird sehr hoch dosiert. Spitzenwerte liegen bei 2 g / d. Ist für die sportliche Leistung vor allem die Schnellkraft ausschlaggebend, wie bei den leichtathletischen Disziplinen Sprint und Kugelstoßen, oder die Kraftausdauer, wie beim Rudern, ist der schnelle und verstärkte Muskelaufbau das leistungsfördernde Prinzip neben der durch die anabole Wirkung bedingten Intensivierung der Regenerationskapazität; die daraus folgende Verkürzung der Regenerationsphase sowie die Erhöhung von Trainingsintensität und -umfang sind alleiniges Ziel bei Ausdauerdisziplinen.
Die Nebenwirkungen der anabolen Steroide entsprechen den androgenen Wirkungen. Bei Frauen tritt als erstes Symptom einer Virilisierung eine irreversible Stimmveränderung (Stimmbruch) auf. Weitere Nebenwirkungen bei Frauen sind Zunahme der Körperbehaarung und Bartwuchs, Akne, Vergrößerung der Klitoris und Verkleinerung der Brüste sowie Menstruationsstörungen. Bei Männern stören hohe Dosen anaboler Steroide die Testosteronsynthese. Folgen davon sind Verkleinerung der Hoden, reduzierte Spermaproduktion sowie erhöhte Estradiolkonzentration und daraus resultierende Ausbildung von Brüsten. A.-Missbrauch kann auch krankhafte Herzmuskelvergrößerung bewirken: die Wände der linken Herzkammer sind verdickt bei gleich bleibendem Herzdurchmesser. Persönlichkeitsveränderungen – vor allem durch Zunahme der Aggressivität – treten bei Frauen und Männern auf. Die meisten Nebenwirkungen sind, sofern nicht durch langdauernden Konsum hoher Dosen irreversible Schäden entstanden sind, temporär und verschwinden nach Absetzen. Nicht reversibel sind Leberschäden, Herzmuskelverdickung sowie hohes Risiko vorzeitiger Arteriosklerose infolge starker Verringerung der HDL.
Die Aktivität anaboler Steroide wird mit Hilfe des Hershberg-Tests gemessen. Hierbei werden infantile kastrierte Rattenmännchen mit der Testsubstanz behandelt; nach einer bestimmten Zeit wird die relative Massezunahme des Musculus levator ani (anabole Wirkung) zur relativen Massezunahme der Samenblase (androgene Wirkung) ins Verhältnis gesetzt.
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