Lexikon der Ernährung: Aspergillus
Aspergillus, Gießkannenschimmel, zu den Aspergillaceae zählende Gattung der Schimmelpilze, deren Vertreter ähnlich einem Gießkannenstrahl Konidien (asexuelle Sporen) bilden, die einem kolbenförmigen Träger aufsitzen. A.-Arten haben ein wattig-filziges, farbloses bis lebhaft gefärbtes Mycel. Sie kommen meist als Schmarotzer, teilweise auch als Krankheitserreger (Aspergillose) vor. Einzelne Arten bilden Antibiotika, andere hochgiftige Toxine, die Aflatoxine. Die etwa 150 A.-Arten sind weltweit verbreitet, vor allem in tropischen und subtropischen Zonen, oft als anspruchslose Saprophyten (decken Nährstoffbedarf aus toten organischen Substanzen) auf Futter- und Nahrungsmitteln. Einzelne A.-Arten werden zur Herstellung von Lebensmitteln genutzt, andere haben Bedeutung in der Biotechnologie, z. B. zur Enzymgewinnung (Tab.).
Aspergillus: Tab. Wichtige Vertreter und ihre Bedeutung.
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A. candidus | 20–24 °C | Ist in verschiedenen Medien, wie Getreide, Backwaren oder auch Fleischwaren nachweisbar. Er kann zur Antibiotikaproduktion genutzt werden (Kojisäure). | |
A. clavatus | 20–25 °C | Ist u. a. in Brot nachweisbar. Er bildet als toxische Stoffwechselprodukte Patulinsowie Cytochalasin E (LD50 2,6 mg / kg Ratte, intraperitoneal), die vielfältige biologische Wirkungen entfalten (Hemmung der Zellbewegungen, des Glucosetransportes sowie der nach der Mitose folgenden Spaltung des Cytoplasmas, antibiotische Eigenschaften). Akut toxische Dosen führen zu schweren Kapillarschäden und durch Eiweißverlust zu Schockreaktionen. | |
A. flavus | 35–37 °C | Ist in Getreide, Backwaren, Fleisch und Fisch nachweisbar und bildet besonders auf fetthaltigen Früchten (Nüsse, Erdnüsse) die stark leberschädigenden u. krebsauslösenden Aflatoxine. Durch befallendes Futter werden Mykotoxikosen bei Haustieren hervorgerufen. A. f. dient aber auch der Antibiotikaherstellung (Kojisäure) und der Fermentation von Reis. | |
A. fumigatus | 37–43 °C | Thermotoleranter Schimmelpilz. Er tritt häufig in Substraten auf, die zur Selbstentzündung neigen (Heu, Kompost, Müll) und v. a. in Blumenerde. A. f. ist der wichtigste Erreger der Aspergillose und kann auch Allergien auslösen. In einem gesunden Körper wird A. f. durch die Immunabwehr so gehemmt, dass keine Toxinbildung möglich ist. Er dient der Antibiotikaherstellung (Fumigatin). | |
A. melleus | k. A. | Konnte in Sojabohnen und Papier nachgewiesen werden. Er dient der biotechnologischen Enzymproduktion (Proteasen) und zählt zu den Ochratoxin-Produzenten (Ochratoxine). | |
A. nidulans | 35–40 °C | Wurde bisher in Getreide, Backwaren, Fruchtsäften und Papier nachgewiesen. Er kann an der Ausbildung der Aspergillose beteiligt sein. Außerdem produziert A. n. den Aflatoxin-Vorläufer Sterigmatocystin(s. a. Aflatoxine) sowie das Antibiotikum Kojisäure. | |
A. ochraceus | 28–32 °C | Wächst häufig auf Getreide, Erdnüssen oder Gemüsen. Er produziert eine Reihe strukturverwandter Gifte, die Ochratoxinegenannt werden. | |
A. oryzae | 35–37 °C | Wird bei der Produktion von Sake in Japan und der Herstellung vieler orientalischer Nahrungsmittel (z. B. Sojasauce) zum Aufschluss von Stärke und Proteinen eingesetzt. Er produziert das Antibiotikum Kojisäure. | |
A. parasiticus | 37 °C | Kommt v. a. in Erdnüssen vor und zählt zu den Aflatoxin-Bildnern (Aflatoxine). | |
A. tamari | k. A. | Wurde in Getreide, Backwaren, Wurst und Fisch nachgewiesen. Er produziert das Antibiotikum Kojisäure. | |
A. versicolor | 25–30 °C | Kommt in Böden, Staub, Teppichen, auf Getreide- und Mehlprodukten, Teigwaren und sogar Papier vor. Er kann an der Entstehung der Aspergillose beteiligt sein. Außerdem produziert A. v. den Aflatoxin-Vorläufer Sterigmatocystin (s. a. Aflatoxine). |
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