Lexikon der Ernährung: biliäre Ausscheidung
biliäre Ausscheidung, Ebiliary excretion, ist ein Prozess, bei dem täglich bis zu einem Liter Lebergalle zur Bereitstellung von Gallensäuren für die Fettresorption und zur Ausscheidung von Hämoglobin- und Myoglobin-Abbauprodukten gebildet werden. Außerdem enthält die Galle verschiedene endogene Stoffe und Enzyme sowie Fremdstoffe und deren Metabolite. Die b. A. von Fremdstoffen schließt die Aufnahme aus dem Sinusoidalblut in die Leberzellen, teilweise die Biotransformation sowie den Transport aus den Leberzellen in die Gallenkanälchen ein und ist so ein Teilprozess der Elimination.
Eine ausreichende Polarität und eine Mindestmolekülgröße sind wichtige Voraussetzungen für die Möglichkeit, Fremdstoffe biliär zu exkretieren. Dabei erfolgt eine starke Stoffanreicherung (bis zu mehrhundertfache Konzentration) in der Galle. Man nimmt an, dass hierfür verschiedene Transporter für Anionen, Kationen sowie Steroide und steroidale Verbindungen fungieren. Hauptsächlich biliär ausgeschieden werden u. a.: Digitoxinmetabolite (Scillaren A, Lanatosid A) als Nichtelektrolyte, Bromsulphthaleinglutathion-Derivate, Morphin-Glucuronid, Stilböstrol-Glucuronid, Thyroxin-Glucuronid, Bilirubin-Diglucuronid als Anionen oder Streptomycin und Tetracycline als Vertreter der Kationen. Die minimale notwendige Molmasse ist spezies-, geschlechts- und strukturabhängig und liegt z. B. für organische Anionen beim Menschen mit 500–700 Da höher als bei Ratte, Meerschweinchen oder Kaninchen. Dies hat Einfluss auf die Vergleichbarkeit pharmakokinetischer Untersuchungsergebnisse. Stoffe mit einer Molmasse > 500 Da werden beim Menschen bevorzugt mit der Galle ausgeschieden. Die notwendige Polarität wird durch physiologisch in dissoziierter Form vorliegende –COOH- oder –SO3H-Gruppen erreicht. Die Konjugation mit Glucuronsäure oder Glutathion führt zur notwendigen Erhöhung des Molekulargewichtes.
Die b. A. kann durch Induktion verstärkt und durch Veränderungen im Stoffwechsel oder beim Transport vermindert werden. Östrogene wirken hemmend auf den Übergang der Stoffe in die Gallenkapillaren und können so die Leberclearance herabsetzen. Mit der Galle gelangen die Stoffe in den Darm und können hier in Abhängigkeit von ihrer Lipidlöslichkeit dem enterohepatischen Kreislauf unterliegen. Die systemische Konzentration wird so zwar vermindert, die Wirkung jedoch, bedingt durch eine verzögerte und über die Niere erfolgende Ausscheidung, verlängert.
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