Lexikon der Ernährung: Cobalamin-Mangel
Cobalamin-Mangel, Vitamin-B12-Mangel, E cobalamin deficiency, vitamin B12 deficiency, Unterversorgung mit Cobalamin durch mangelnde Zufuhr oder Resorption. Ein allein nahrungsbedingter Vitamin B12-Mangel, bleibt aufgrund der in Mitteleuropa üblichen Ernährungsgewohnheiten eine Ausnahme. Unzureichende Resorption kann aber zustande kommen durch fehlenden intrinsischen Faktor aufgrund einer organspezifischen Autoimmunerkrankung (Atropie der Magenschleimhaut), nach totaler oder subtotaler Magenresektion, nach Resektion des Ileums oder aufgrund von Parasitenbefall (Diphyllobothriasis). Unzureichende Zufuhr findet man bei veganer Kost, jedoch treten Mangelerscheinungen erst nach Jahren auf (enterohepatischer Kreislauf). Unzureichende Verwertung führt zu Transcobalaminmangel und Enzymdefekten. Klinische Symptome sind eine megaloblastische Anämie (Vitamin-B12-Mangel), bzw. bei fehlendem intrinsischem Faktor perniziöse Anämie. Suboptimale Versorgung führt zu Stomatitis, Hunterscher Glossitis, peripherer Neuropathie und einem Nachlassen geistiger Fähigkeiten.
Zu einem nutritiven Vitamin-B12-Mangel kann es auch bei gestillten Säuglingen kommen, deren Mütter sich streng veganisch, d. h. ohne Fleisch, Fisch, Milch, Käse und Ei ernähren. Dabei müssen mütterlicherseits noch keine Anzeichen des Vitamin-B12-Defizits vorhanden sein. Symptome des kindlichen C. sind erhöhte Erregbarkeit, Störungen des Gedeihens, Verzögerung und Verlust der motorischen Fähigkeiten, irreversible Lähmungen (funikuläre Myelose). Im Blutbild zeigt sich eine makrocytäre Anämie mit Thrombocytopenie, Neutropenie und hypersegmentierten Thrombocyten. Ein nutritiver Vitamin-B12-Mangel kann auch bei langdauernder parenteraler Ernährung entstehen, wenn keine Vitamin-B12-Applikation erfolgt.
Analoge Zeichen des Vitamin-B12-Mangels kommen bei angeborenen Transportstörungen in den Enterocyten vor (Imerslund-Gräsbeck-Syndrom), bei Mangel an intrinsischem Faktor, Transcobalamin-II-Transportproteinmangel, nach Ileumresektionen (Kurzdarmsyndrom) und bei Morbus Crohn (Crohn-Krankheit).
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