Lexikon der Ernährung: Diarrhö
Diarrhö, Durchfall(erkrankung), Ediarrhoea,diarrhoeal disease, täglich mehrmaliges Absetzen großer Mengen wässrigen Stuhls, evtl. mit Schleim-, Eiter- und Blutbeimengung. D. tritt auf, wenn die Resorptionskapazität von Duodenum und / oder Colon für Wasser und Elektrolyte überfordert ist; die Darmpassagezeit der Ingesta ist verkürzt, Maldigestion und Malabsorption sind häufige Begleiterscheinungen; Bicarbonat-Verlust kann eine metabolische Acidose induzieren. D. ist das häufigste Symptom bei Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes. Man unterscheidet nach der Verlaufsdauer akute und chronische D. und – davon abgegrenzt – die ernährungsbedingte, im engeren Sinn nicht pathogene D.
Akute Diarrhö, Eacute diarrhoea, wird in der Regel durch Infektionen (Viren, Parasiten, Bakterien) oder Intoxikationen (Schwermetalle, Arzneimittel, Bakterientoxine) ausgelöst, auch über Lebensmittel (Lebensmittelinfektion; Lebensmittelintoxikation), oft kombiniert mit Übelkeit und Erbrechen (Brechdurchfall); a. D. ist die wichtigste Todesursache der Kinder in Entwicklungsländern.
Chronische Diarrhö, Echronic diarrhoea, hat unterschiedliche Ursachen (Tab.).
Ernährungsbedingte Diarrhö, Efood-born diarrhoea, entsteht durch hyperosmolare Kost, abrupte Umstellung auf ungewohnte Nahrung (Abstilldyspepsie), unvollständig und / oder langsam resorbierbare Nahrungsinhaltsstoffe (Zuckeralkohole; Ballaststoffe) oder Kostformen mit extremer Nährstoffrelation. Ursache ist ein osmotisch bedingter Wassereinstrom in den Darm (osmotische Diarrhö). E. D. lässt sich allein durch Korrektur der Ernährungsfehler beheben; bei Lactasemangel müssen Milchprodukte vorübergehend eingeschränkt werden.
Ernährungstherapie: Im Vordergrund steht die Substitution von Flüssigkeit und Elektrolyten (Rehydratation), ggf. parenteral; der Nahrungsaufbau orientiert sich an der Grunderkrankung; er soll frühzeitig beginnen, auch wenn die D. noch andauert (vgl. Apfeldiät). Nach anhaltender D. mit hohem Energie- und Nährstoffverlust ist eine gezielte Realimentation indiziert (Säuglingsdiarrhö).
Diarrhö: Tab. Die wichtigsten Ursachen chronischer D.
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Darmcarcinome und -myome | |
Malabsorption nach Magen- und Darmresektion (Dumping-Syndrom; Kurzdarmsyndrom) | |
Protein-Energie-Mangel-Syndrom | |
Kwashiorkor | |
Strahlenenteritis | |
atypische Darmflora | |
Störungen der Sekretion von Pankreas-Enzymen | |
erblicher / erworbener Enzymmangel (Lactose-Intoleranz; Saccharose-Isomaltose-Malabsorption; Glucose-Galactose-Malabsorption) | |
allergische und andere immunologisch bedingte Erkrankungen (Zöliakie) | |
Wurmerkrankungen | |
Laxanzienabusus | |
funktionelle Störungen im Intestinalbereich (Colon irritabile) |
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