Lexikon der Ernährung: Dickdarmmotilität
Dickdarmmotilität, Emotility of the large bowel, die Bewegungsformen des Dickdarms. Die Hauptkomponenten der Motilität des Grimmdarms (Colon) sind nicht propulsiv (vorwärtstreibend). Dies führt zu langen Passagezeiten mit erheblichen intra- und interindividuellen Unterschieden. Die durchschnittliche Passagezeit bei gesunden Erwachsenen hängt sowohl von der Nahrungszusammensetzung als auch von individuellen Faktoren ab und beträgt 30–36 h mit Schwankungen zwischen 5 und 70 h. Die häufigsten Bewegungsformen im Colon sind Segmentationen, die zur Durchmischung des Darminhalts führen. Vom mittleren Teil des Colons aus verlaufen Kontraktionswellen der Ringmuskulatur sowohl rückwärts (Antiperistaltik) als auch in aboraler Richtung. Die Segmentationen führen zu ringförmigen Einschnürungen und – zusammen mit dem ständig erhöhten Tonus der drei Längsmuskelstreifen (Tänien) – zu Aussackungen der Darmwand (Haustren). Hierdurch wird der Darminhalt im Blinddarm (Caecum) und im Colon ascendes längere Zeit zurückgehalten. Dies ermöglicht die bakterielle Fermentation nicht resorbierter Nahrungsbestandteile und die Resorption der entstandenen kurzkettigen Fettsäuren (Ballaststoffe) sowie von Elektrolyten und Wasser. Den Transport des Darminhalts vom Colon transversum bis zum Colon sigmoideum / Rectum bewirken propulsive Massenbewegungen, die wahrscheinlich unter der Kontrolle des autonomen Nervensystems stehen. Sie beginnen mit dem Sistieren der Segmentationen und einer Tänienerschlaffung. Anschließend startet die Kontraktionswelle proximal und setzt sich analwärts fort. Solche Bewegungen treten durchschnittlich 3–4mal täglich auf, häufig nach dem Essen, und können mit Stuhldrang, und ggf. nachfolgender Stuhlentleerung verbunden sein. Tritt Stuhl in das von zwei Sphinkteren nach außen verschlossene Rectum, werden Dehnungsrezeptoren in der Darmwand erregt. Diese aktivieren Neurone des enterichen Nervensystems, welche eine Relaxierung des Musculus sphinkter ani internus bewirken. Gleichzeitig erhöht sich reflektorisch der Tonus des M. sphinkter ani externus, es entsteht das Gefühl des Stuhldrangs. Der Sphinkter ani externus wird erst entspannt, wenn bewusst eine Defäkation erfolgen soll (Willkürkontrolle).
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