Lexikon der Ernährung: Endorphine
Endorphine, Endomorphine, Opioidpeptide, opiatähnliche Peptide, Eendorphins, Peptide mit morphinähnlichen Wirkungen, die vom Organismus gebildet werden und als körpereigene Liganden (endogenes Morphin) in ähnlicher Weise wie das Analgetikum Morphin mit Opiatrezeptoren in Wechselwirkung treten. Obgleich die Bezeichnung E. alle Peptide mit opiatähnlichen Wirkungen einschließlich des Enkephalins umfassen sollte, versteht man unter E. im engeren Sinne höhermolekulare Opiatpeptide, insbesondere Fragmente des β-Lipotropins (Lipotropin). Leu-Enkephalin, α-Neoendorphin (Neoendorphine) und Dynorphin entsprechen dieser eingeschränkten Definition nicht. Für alle E. (mit Ausnahme von Neoendorphin und Dynorphin) ist Pro-Opiomelanocortin der Biosynthesevorläufer (Abb.). Die E. umfassen die Aminosäuren 104–119 (α-E.), 104–134 (β-E.), 104–114 (γ-E.) und 104–130 (δ-E).
E. wurden bisher u. a. im zentralen Nervensystem, in der Hirn-Rückenmark-Flüssigkeit, in der Niere, in den Nervengeflechten des Magen-Darm-Trakts, im Blut, in der Placenta und in der Hypophyse nachgewiesen. E. wirken als Opiatagonisten und verursachen im Tierversuch eine dosisspezifische Herabsetzung der Kontraktionsschwelle des Samenleiters und des Ileums. E. wird eine Rolle in der Pathogenese von geistigen Störungen (Schizophrenie, Halluzinationen u. a.) zugeschrieben. Eine Beziehung zwischen Stress und E. wird ebenfalls diskutiert. Obgleich die physiologischen Funktionen der E. nur lückenhaft bekannt sind, gilt es als sicher, dass die neuromodulierende Funktion der E. bei der Steuerung der Schmerzempfindlichkeit nur ein Aspekt des Wirkungsspektrums ist. Erwähnt seien Wechselbeziehungen der E. mit Mechanismen des autonomen Nervensystems (z. B. Kreislauf, Körpertemperatur, Schlaf, Appetit).
Die teilweise stimmungsaufhellende Wirkung kohlenhydratreicher Nahrung beruht nicht – wie gelegentlich in populärwissenschaftlichen Publikationen dargestellt – auf einem Endorphin-Effekt, sondern auf einem erhöhten Spiegel des Neurotransmitters Serotonin im Gehirn, welcher sich bei kohlenhydratreicher im Gegensatz zu proteinreicher Nahrung einstellt.
Endorphine: Bildung der Endorphine durch limitierte Proteolyse aus dem Vorläuferprotein Pro-Opiomelanocortin (in dem weitere regulatorische Peptide enthalten sind) bzw. dessen Teilsequenz des β-Lipotropins. ACTH = adrenocorticotropes Hormon (Corticotropin), MSH = Melanocyten stimulierendes Hormon, LPH = Lipotropin. [mod. n. G. Löffler, P.E. Petrides, Biochemie und Pathobiochemie, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 6. Aufl. (1998) 990] Endorphine
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