Lexikon der Ernährung: Ernährungsmedizin
Ernährungsmedizin, klinische Ernährung, Enutritional medicine, clinical nutrition, Teilgebiet der Medizin, das sich mit den (physiologischen und biochemischen) Grundlagen der Ernährung bei Gesunden, der Prävention, Diagnostik und Therapie ernährungsspezifischer Erkrankungen sowie der Überwachung der Nahrungsmittelqualität und des Qualitätsmanagements der ernährungstherapeutischen Versorgung beschäftigt. Der Begriff der E. wurde in den 70er Jahren geprägt und löste teilweise die Bezeichnung Diätetik ab. Im Vordergrund steht bei der E. die diätetische Behandlung ernährungsabhängiger Erkrankungen. Aber auch die Prävention von Krankheiten durch eine gesunde Lebensweise (Ernährung, Bewegung) zählt zum Aufgabengebiet der E. In Krankenhäusern werden wesentliche Maßnahmen der Diätetik auf ärztliche Anweisung von Diätassistentinnen ausgeführt.
Epidemiologische Bedeutung: So genannte Wohlstandskrankheiten wie z. B. Übergewicht, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen haben einen enormen Zuwachs erfahren. Etwa 20 % der Erwachsenen in Deutschland sind übergewichtig (BMI > 30 kg / m2), 33 % haben erhöhte Cholesterinwerte (> 250 mg / dl) und etwa 5 % der Deutschen leiden an Diabetes mellitus [Deutsches Ärzteblatt97, B1189, 2000]. Dabei handelt es sich um Risikofaktoren für die Entstehung von Herz- und Kreislauferkrankungen, die etwa die Hälfte aller Todesfälle ausmachen. Obwohl das Interesse an gesunder Ernährung gestiegen ist, fällt vielen die Umsetzung in die Praxis sehr schwer. Häufig wird seitens der Ärzte und der Patienten eine teure medikamentöse Therapie der billigeren Alternative einer Ernährungstherapie vorgezogen. Schätzungen zufolge betragen die Kosten für die Behandlung ernährungsabhängiger Krankheiten in Deutschland etwa 83,5 Mrd. Mark / Jahr.
Durch präventive und diätetische Maßnahmen ließen sich diese Kosten enorm reduzieren. Allein bei Nierenkranken ließen sich jährlich über 1 Mrd. DM / Jahr einsparen, wenn frühzeitig auf eine eiweißarme Diät umgestellt würde, die die Dialyse um 1–2 Jahre verzögern kann.
Qualifikation nach DGEM, DAEM: Die E. hat Einzug in fast alle medizinischen Teilbereiche gehalten. Einen hohen Stellenwert besitzt sie bei Allgemeinmedizinern und Internisten, aber auch bei Gastroenterologen, Nephrologen, Diabetologen usw. Um die ernährungsmedizinischen Erkenntnisse zu standardisieren und die Fort- und Weiterbildung zu fördern, haben die Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin (DAEM) und die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) gemeinsam eine vereinheitlichte Fortbildung ins Leben gerufen, deren Voraussetzungen in der Tab. aufgeführt sind. Weitere Fortbildungsmöglichkeiten im Bereich der E. sind die Qualifikationen „Ernährungsbeauftragter Arzt“ und „Fachkunde Ernährungsmedizin“ (Schleswig-Holstein, Niedersachsen).
Aufgrund der steigenden Zahlen ausgebildeter Ernährungsmediziner hat sich der Berufsverband Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM) gegründet, mit dem Ziel, die berufliche Fort- und Weiterbildung der Ernährungsmediziner zu fördern und die Mitglieder in der Erfüllung ihrer ärztlichen und wissenschaftlichen Aufgaben zu beraten, zu unterstützen und selbst tätig zu werden.
Ernährungsmedizin: Tab. Voraussetzungen für die Qualifikation „Ernährungsmediziner DAEM / DGEM”.
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Multiple-choice-Prüfung nach dem 4. Seminarblock | |
Fallabnahme während des 5. Seminarblocks | |
Praktische Erfahrungen in Ernährungsmedizin |
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