Lexikon der Ernährung: Fairer Handel
Fairer Handel, Efair trade, Projekt zum Aufbau eines gerechteren Welthandels mit fairen Löhnen und Preisen, menschenwürdigen Arbeitsbedingungen, umweltschonender Produktion, ohne Diskriminierung von Frauen oder anderen Menschengruppen sowie ohne Kinderarbeit. Der F. H. geht auf eine entwicklungspolitische Bewegung aus den 70er Jahren zurück. Kaffee aus F. H. war ursprünglich ein Symbolprodukt zur Aufklärungsarbeit über ungerechte Welthandelsstrukturen. Das Umsatzvolumen wuchs in den folgenden Jahren schnell an. Der F. H. wurde immer mehr zum Modell mit wirtschaftlicher Bedeutung für die Handelspartner in den Ländern des Südens. 1975 wurde die gepa (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH) gegründet. Sie ist eine GmbH, die nach wirtschaftlichen Prinzipien arbeitet, dabei aber soziale Ziele verfolgt. Die Prinzipien des F. H. sind:
1) Die Partner sollen den ärmeren Bevölkerungsschichten einer Gesellschaft angehören, genossenschaftlich oder in vergleichbarer Form organisiert sein. Mit Plantagen (das betrifft vor allem die Tee-Produktion) wird nur dann zusammengearbeitet, wenn sie die gesetzlichen Mindeststandards einhalten. Die Projekte sollen eine angemessene Bezahlung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter garantieren. Es werden speziell Projekte gefördert, in denen nicht nur Produktionsbelange, sondern auch Bildung, Gesundheit und politische Bewusstseinsarbeit zentrale Aufgaben darstellen. Der Mehrpreis für Tee kommt in einen Sozialtopf, über dessen Verwendung eine Komitee aus Belegschaft und Management entscheidet. In den Projekten darf es keine Diskriminierung von Frauen oder anderen Menschengruppen geben sowie keine Kinderarbeit, die mehr als geringfügige Mithilfe ist. Die Produktion muss unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen durchgeführt werden und darf nicht umweltschädigend sein.
2) Import: Die Produkte müssen aus lokal verfügbaren Materialien mit Hilfe von traditionellen und / oder angepassten Techniken hergestellt sein. Die Produkte sollen gesund und giftfrei sein. Die Selbstversorgung in den betreffenden Gebieten darf durch den Export nicht gefährdet sein. Es soll keinen Export ohne Inlandsvermarktung geben. Unnötiger Zwischenhandel wird ausgeschaltet. Den Produzenten wird durch längerfristige direkte Lieferverträge und Abnahmegarantien erhöhte Sicherheit gewährt. Sie erhalten zum Teil Vorverträge für ihre Lieferungen.
3) Preise: Den Produzenten werden gerechte Preise für ihre Produkte gezahlt, die faire Löhne und Gemeinschaftsausgaben ermöglichen. Sie liegen 10–50 % über den Weltmarktpreisen. Nach Möglichkeit werden zusätzlich Entwicklungsanstrengungen gefördert. Für die Umstellung der Produktion auf ökologischen Anbau werden höhere Preise gezahlt. Die Verkaufspreise werden so kalkuliert, dass sich die Waren selbst verkaufen und nicht nur von mildtätigen Käuferinnen und Käufern abgenommen werden. Die alternativen Importorganisationen ziehen keine Gewinne aus ihren Unternehmen und legen ihre Kalkulationen und Bilanzen offen. Der Vertrieb der fair gehandelten Waren läuft über verschiedene Vertriebsbereiche ab: die Weltläden und Aktionsgruppen, den Einzelhandel und Supermärkte sowie den Großverbraucher-Service. Fair Trade e.V. – Verein zur Förderung von Gerechtigkeit im Welthandel.
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