Lexikon der Ernährung: Frauenmilchsammelstellen
Frauenmilchsammelstellen, Ehuman milk banks, öffentliche Einrichtungen, die unter ärztlicher Kontrolle überschüssige Milch gesunder stillender Mütter sammeln und nur auf ärztliche Anordnung abgeben. Die erste F. wurde 1919 von der Kinderärztin Marie-Elise Kayser in Magdeburg gegründet. 1999 bestanden noch F. in Berlin, Chemnitz, Cottbus, Dessau, Dresden, Eberswalde, Frankfurt / Oder, Freiberg, Görlitz, Halle / Saale, Hoyerswerda, Leipzig, Magdeburg, Potsdam, Rostock, Stollberg / Sachsen und Zwickau. In den F. wird abgepumpte Frauenmilch entgegengenommen bzw. gewonnen, auf mikrobielle Verunreinigungen und Verfälschungen getestet, verarbeitet, aufbewahrt und weitergegeben. Die Spenderinnen werden ärztlich untersucht. Infektionen mit AIDS, Hepatitis A, B und C, Cytomegalie und Lues werden ausgeschlossen. Die Milch der eigenen Mutter kann in rohem Zustand für die Ernährung von stationär behandelten Frühgeborenen und kranken Säuglingen verwendet werden. Bei 4 °C im Kühlschrank gelagert, kann sie 24 h lang verwendet werden, bei (–18 °C ist sie über sechs Monate verwertbar. Ist die Frauenmilchspende nicht für das leibliche Kind der Mutter bestimmt, so wird die Milch pasteurisiert, d. h., 30 min lang einer Temperatur von mindestens 57, maximal 63 °C ausgesetzt. Danach kann die Milch bis zur Verwendung maximal 48 h bei 4 °C bzw. sechs Monate bei (–18 °C gelagert werden. Eine weitere, allerdings technisch aufwändige und kostenintensive Methode zur Konservierung der Frauenmilch ist die Lyophilisierung (Gefriertrocknung). Mikrobiell kontaminierte Frauenmilch eignet sich nicht für Ernährungszwecke und wird generell verworfen. Die Vorteile der Frühgeborenenernährung mit Frauenmilch sind eindeutig belegt. Ähnliches gilt für die Ernährung kranker Säuglinge. Deshalb nehmen F. auch zukünftig eine wichtige Position in der pädiatrischen Ernährungspraxis ein. [S. Springer, Sozialpädiatrie20 (1998) 102–104]
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