Lexikon der Ernährung: Gallensäuren
Gallensäuren, Ebile acids, Steroidcarbonsäuren, Oxidationsprodukte des Cholesterins, in der Regel mit einer Hydroxygruppe am C7-Atom und einer Carboxygruppe am Ende der verkürzten aliphatischen Seitenkette. Chemisch unterscheidet man G. nach der Anzahl der C-Atome (beim Menschen C24) und der Hydroxygruppen im Steringerüst. Physiologisch primäre G. werden in den Hepatocyten gebildet (Cholsäure, Chenodesoxycholsäure), mit Taurin und Glycin amidartig konjugiert (Taurocholsäure, Glycocholsäure, Tauro- und Glycochenodesoxycholsäure) und in Form ihrer Natriumsalze über die Galle in den Darm sezerniert (Cholerese). Sekundäre G. entstehen durch bakteriellen Abbau der dekonjugierten primären G. im Colon (Desoxycholsäure; Lithocholsäure). Eine tertiäre G. ist die Ursodesoxycholsäure. G. bzw. ihre Anionen (Gallensalze) sind Hauptbestandteil der Galle (Abb.).
G. regulieren durch einen Rückkopplungsmechanismus die Cholesterinsynthese in der Leber und die Sekretion der Galle. Die durch Cholesterin selbst stimulierte Cholesterin-7α-Hydroxylase ist limitierender Faktor für die G.-Synthese; je höher der Cholesterin-Pool, desto mehr G. werden gebildet; umgekehrt hemmen G. die Cholesterinsynthese. Ist die G.-Rückresorption aus dem Darm gehemmt (Ballaststoffe, z. B. β-Glucane), steigen Cholesterinsynthese in der Leber und G.-Sekretion. Letztere überwiegt, der Cholesterin-Abbau ist höher als die Neusynthese. Maßnahmen zur Förderung der G.-Ausscheidung über den Darm wirken somit Cholesterinspiegel-senkend.
Gesunde Erwachsene geben 2–4 g G. / d in den Darm ab, davon werden ca. 90 % im Ileum und ein kleiner Anteil im Colon rückresorbiert; sie durchlaufen den enterohepatischen Kreislauf 6–10mal / d; die Neusynthese beträgt 200–500 mg / d.
Physiologische Funktionen: 1) G. bilden aufgrund ihrer Emulgatorwirkung (Emulsion) zusammen mit der sog. ColipaseMicellen mit Cholesterin, Nahrungslipiden u. a. lipophilen Substanzen und sorgen so für deren Solubilisierung und Transport im Darm (Fettverdauung) und in der Galle. 2) G. stimulieren durch pH-Verschiebung die Aktivität der Pankreaslipasen im Darm. 3) G. regulieren den Cholesterinstoffwechsel; sie sind das wichtigste Cholesterin-Abbauprodukt.
Gallensäuren:
Biosynthese der Gallensäuren aus Cholesterin. Gallensäuren
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