Lexikon der Ernährung: glucostatische Sättigungstheorie
glucostatische Sättigungstheorie (nach Mayer), eine der Hunger-Sättigungs-Theorien, welche die Regulation der Nahrungsaufnahme (Appetitregulation) erläutern sollen. Die g. S. beschreibt die Abhängigkeit der Nahrungsaufnahme von der Glucoseutilisationsrate. Anfangs der 50er Jahre postulierte Mayer in der g. S. die Existenz von sog. Glucoserezeptoren, deren Aufgabe die Registrierung ihrer Glucoseutilisationsrate sei. Nach der g. S. sind Schwankungen in der Glucoseutilisationsrate dieser Glucoserezeptoren, die im Hypothalamus und wahrscheinlich auch in der Peripherie lokalisiert sind, an der Auslösung von Hunger bzw. Sättigung beteiligt (hohe Glucoseutilisation = Sättigung, geringe Glucoseutilisation = Hunger). Weiterhin wurde vermutet, das die Regulation der Nahrungsaufnahme über zentralnervöse Glucoserezeptoren eng mit der Aufrechterhaltung der Glucosehomöostase (Homöostase) im Gehirn verknüpft ist. Die g. S. darf nicht mit der glycogenostatischen Sättigungstheorie verwechselt werden.
In zahlreichen Untersuchungen an Versuchstieren und am Mensch wurde die Gültigkeit der g. S. getestet, wobei je nach Versuchsbedingungen und untersuchter Spezies z. T. widersprüchliche Ergebnisse gewonnen wurden. Trotzdem scheint die g. S. zumindest partiell Gültigkeit zu besitzen, d. h. eine reduzierte Glucoseutilisation löst Hunger bzw. die Aufnahme einer Mahlzeit aus. So konnte nämlich gezeigt werden, dass bei Ratten und Menschen jeder spontanen Mahlzeit ein kurzfristiges Absinken des Blutzuckerspiegels vorangeht. Der Blutzuckerspiegel zeigte dabei jeweils ein charakteristisches Verlaufsmuster, außerdem konnte durch eine Glucoseinfusion während des Blutzuckerabfalls der Beginn einer Mahlzeit verhindert werden. Die zentralen Glucoserezeptoren befinden sich nach neueren Erkenntnissen außer in gewissen Kerngebieten des Hypothalamus auch im Bereich der Medulla oblongata (Area postrema / Nucleus tractus solitarii-Region). Bei den in der Leber bzw. im Pfortadergebiet lokalisierten Glucoserezeptoren könnte es sich um periphere Endigungen vagaler Afferenzen in der Pfortader handeln.
Glucoserezeptoren im braunen Fettgewebe sind die Basis für eine neuere Betrachtung der thermostatischen Sättigungstheorie auf der Grundlage der g. S.
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