Lexikon der Ernährung: Haaranalyse
Haaranalyse, Ehair analysis, mittels empfindlicher Analysenverfahren (Atomabsorptionsspektrometrie, Neutronenaktivierungsanalyse, induktiv gekoppelte Plasmaatomemissionsspektrometrie oder Röntgenfluoreszenzspektrometrie) durchgeführte Untersuchungen, die zunehmend als Indikator bzw. als Screening-Instrument für die Schätzung des Körper-Mineralstoffgehaltes Anwendung finden (Körperzusammensetzung). Haar ist ein leicht zugängliches biologisches Untersuchungsmaterial, das ohne Belastung des Körpers entnommen werden kann. Das Haar wächst relativ gleichmäßig und einmal in das Haar aufgenommene Substanzen sind weitgehend dauerhaft gespeichert.
Am Anfang der H. standen forensische und archäologische Fragestellungen. Heute wird versucht H. zur Einschätzung der Umweltsituation und zur Beurteilung des gesundheitlichen Zustandes einzusetzen. Die H. dient damit der Beurteilung der Versorgung bzw. Belastung des Menschen mit essenziellen oder toxischen Stoffen. Allgemein wird die H. weniger akzeptiert als Blut- oder Urinuntersuchungen. Dies beruht auf dem noch unzureichenden Wissen über das Inkorporierungsgeschehen von Spurenelementen, über auftretende Interelementeffekte oder über komplexe Beziehungen von Haar- zu Blutspurenelementgehalten. Außerdem existiert nur ein beschränktes Wissen, bei welchen Haarspurenelementkonzentrationen möglicherweise biochemische oder klinische Störungen infolge von Spurenelementmangel oder -überschuss auftreten. Problematisch ist auch, dass häufig nicht zwischen dem endogenen Anteil und dem von außen z. B. durch Luft- oder Schweißkontakt bedingten exogenen Elementanteil differenziert werden kann. Bei der Interpretation von Ergebnissen aus der H. muss berücksichtigt werden, dass Haare von verschiedenen Körperregionen unterschiedliche Wachstumsraten aufweisen und differenten Schweißmengen ausgesetzt, teilweise durch Kleidung bedeckt und somit nicht vergleichbar sind. Darüber hinaus beeinflussen das Alter, Geschlecht, Körpergröße, Gewicht, Rasse, Haarfarbe, Arbeitsplatz, Wohnraumbedingungen, Haarwasch- und Haarbehandlungsmittel, allgemeiner Gesundheitszustand, Ernährungsgewohnheiten, Jahreszeit der Probenentnahme, Trinkwasserquelle, Medikamenten- und Drogeneinnahme, Vitamin- und Spurenelementergänzungen, Rauchgewohnheiten, Alkoholkonsum, Schwimmbadbenutzung u. a. Faktoren den Spurenelementgehalt des Haares und sollten daher bei der Beurteilung von Ergebnissen berücksichtigt werden.
Meist werden Kopfhaarproben verwendet, die kopfhautnah von mehreren separaten Stellen am Hinterkopf genommen werden sollten. Da zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine einheitlichen Festlegungen von Normalwerten oder Referenzbereichen existieren, die die verschiedenen Einflussfaktoren berücksichtigen, kann das Vermögen der chemischen Haarzusammensetzung, Umweltbelastungen oder Nahrungseinflüsse wider zu spiegeln noch nicht eindeutig eingeschätzt werden. Auch wenn das Haar effektiv (v. a. in den USA) als Biomarker für das biologische Monitoring von toxischen Metallen wie Pb, Cd, Hg und As genutzt wird, liefert es nur Belastungsaussagen. Rückschlüsse auf eine mögliche Gesundheitsgefährdung können nicht gezogen werden. Der geschätzte Nutzen der H. für die Einschätzung des Mineralstoff-Ernährungszustandes, insbesondere auf individueller Basis und aufgrund von Multielementanalysen, ist als sehr eingeschränkt zu beurteilen.
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